Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

26. April 2017, 15:00 Uhr

0420

Martin Johann Schmidt (Kremser Schmidt)

(Grafenwörth 1718 - 1801 Stein)

„Blendung Samsons“
um 1760
Öl auf Leinwand mit aufgepressten Stuckranken
59 × 79 cm

Provenienz

österreichische Privatsammlung

Literatur

Katalog der Gedächtnisausstellung zum 150. Todestage von Martin Johann Schmidt (Kremser Schmidt) 1718–1801 in Krems-Stein, Wien 1951, Nr. 7;
Fritz Dworschak/Rupert Feuchtmüller/Karl Garzarolli-Thurnlackh/Josef Zykan, Der Maler Martin Johann Schmidt, genannt „Der Kremser Schmidt“ 1718–1801, Wien 1955, S. 247;
Rupert Feuchtmüller, Der Kremser Schmidt 1718–1801, Innsbruck/Wien 1989, S. 64, WVZ-Nr. 178/4, S. 386

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Auktion ist beendet.

Vorliegendes Gemälde gehört zu einer Bildserie, die der Kremser Schmidt um 1760 als Füllungsbilder für einen Paramentenkasten der ehemaligen Kartause Aggsbach in Niederösterreich angefertigt hat. Der Sakristeischrank existiert heute nicht mehr, von der Serie sind jedoch acht Bilder bekannt, die Szenen des Alten Testaments zum Inhalt haben. Wie Rupert Feuchtmüller anmerkt, lassen sich die acht Szenen hinsichtlich ihrer Motive zu vier Bildpaaren zusammenfassen, wonach der Blendung der Kampf Samons mit dem Löwen gegenübersteht (vgl. Rupert Feuchtmüller 1989, S. 64, S. 386–387, WV 178/1–8).

Das von goldfarbenem Stuckrankenwerk auf grünem Grund eingefasste Gemälde schildert eine beliebte und häufig dargestellte Episode aus der Geschichte Samsons (Ri 16, 4–22): Samson, der bekannteste Richter und ein Auserwählter Gottes, konnte aufgrund seiner übernatürlichen Kräfte nicht durch die Philister besiegt werden. Als er sich in Delila, die dem Volk der Philister angehörte, verliebte, versuchte diese – von ihren Landsleuten bestochen – Samson das Geheimnis seiner unbezwingbaren Kraft zu entlocken. Mit List brachte Delila ihn schließlich dazu, ihr anzuvertrauen, dass er seine Kräfte nur durch das Abschneiden seiner Haare verlieren könne. Mit dem Preisgeben des Geheimnisses besiegelte Samson sein Schicksal, welches Martin Johann Schmidt im vorliegenden Gemälde festgehalten hat: Delila flüchtet mit der Schere und den abgeschnittenen Locken in ihren Händen aus „ihrer Kammer“ (vgl. Ri 16, 9–21) und lässt Samson mit den Philistern zurück. Seiner Kraft beraubt, kann Samson diesen Kampf nicht gewinnen: Von seinen Widersachern überwältigt, werden ihm schließlich die Augen ausgestochen.
Martin Johann Schmidt hat sich in seiner Komposition ganz auf diesen Moment konzentriert. Durch den geschickt gewählten Einblick in Delilas Kammer wird der Blick des Betrachters direkt auf die Figuren der Szene gelenkt. Der dunkel gehaltene Vordergrund betont den beleuchteten Innenraum und somit das dramatische Geschehen noch zusätzlich.