Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

30. November 2016, 18:00 Uhr

1013

Maria Lassnig*

(Kappel am Krappfeld/Kärnten 1919 - 2014 Wien)

„Herbstbild / Herbst“
1983
Öl auf Leinwand; gerahmt
111,5 × 81 cm
Signatur und Widmung auf der Rückseite: Für Dieter Ronte Maria Lassnig

Provenienz

direkt von der Künstlerin erworben;
seither Sammlung Dieter und Barbara Ronte

Das vorliegende Blatt wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis von Maria Lassnig aufgenommen.

Schätzpreis: € 100.000 - 200.000
Ergebnis: € 391.500 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

In Auflösung befindliche Körper, gedämpfte, organisch wirkende Farben, dazwischen wie Fremdkörper schwebende Gegenstände: Maria Lassnigs formaler Ausdruck ist so einzigartig wie das Thema, das sie beschäftigt. In ihrer langen, internationalen Karriere an der Spitze der Erneuerung der Kunst nach 1945 widmete sich die Grande Dame der österreichischen Malerei intensiv dem Selbstportrait. Dabei geht es ihr nicht um die oberflächliche Darstellung eines Idealbildes. Vielmehr sucht sie schonungslos und mit großer Ausdauer nach Realität und Wahrhaftigkeit im einzigen für sie wirklich überprüfbaren Eindruck: in ihren Gefühlen, die sich über den Körper manifestieren. „Ich trete gleichsam nackt vor die Leinwand, ohne Absicht, ohne Planung, ohne Modell, ohne Fotografie, und lasse entstehen. Doch habe ich einen Ausgangspunkt, der aus der Erkenntnis entstand, daß das einzig wirklich Reale meine Gefühle sind, die sich innerhalb des Körpergehäuses abspielen …“ (Maria Lassnig). Die entstehenden Werke folgen weder einem stilistischen Zwang noch einem Schönheitsideal. Sie sind die unverblümten Darstellungen persönlichster Empfindungen, die die Künstlerin sich selbst und uns offenlegt. Da sie oft auf den ersten Blick schwer lesbar sind, findet Lassnig einen Kompromiss zwischen Subjektivität und Kommunikation und verleiht ihren Bildern Titel, die helfen sollen, das Gesehene einzuordnen. In die Komposition gefügte Gegenstände machen aus einem persönlichen, kaum übersetzbaren Eindruck eine Erzählung. Im vorliegenden Werk gibt der Bildtitel der Bewegung der Arme plötzlich einen Zweck und lenkt unsere Gedanken. Der Obstteller verankert das Geschehen räumlich. Diese Angebote zur Auseinandersetzung sollen uns letztlich zum rohen Ausdruck persönlicher Empfindung führen, die Maria Lassnigs Werke ausmachen. Sie laden zur persönlichen Auseinandersetzung ohne Fremdinterpretation – sie schenken sich ganz. (Nina Binder)