Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

19. Oktober 2016, 17:00 Uhr

0913

Friedrich Gauermann

(Miesenbach 1807 - 1862 Wien)

„Vieh an der Tränke mit Aussicht gegen den Untersberg und den Watzmann“
1830
Öl auf Leinwand
51 × 63,5 cm
Signiert und datiert links unten: F Gauermann 1830

Provenienz

wohl Carl Lampe, Leipzig;
Privatbesitz, Deutschland

Literatur

vgl. Rupert Feuchtmüller, Friedrich Gauermann, Rosenheim 1987, S. 278, WV-Nr. 86 ("Wasser, aus welchem mehrere Kühe trinken, im Hintergrund eine Aussicht gegen den Untersberg und Watzmann", Skizze, Feder auf Papier, laviert, 17,7 x 21,5 cm, bezeichnet 1828, Kupferstichkabiett der Akademie der bildenden Künste Wien, Nr. 7012);
vgl. Rupert Feuchtmüller, Friedrich Gauermann. 1807-1962. Der Tier- und Landschaftsmaler des österreichischen Biedermeier, Wien 1962, S. 166, Nr. 65

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 70.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

In Gauermanns Einnahmenbuch finden sich ab dem Jahr 1822 Aufzeichnungen über seine Werke, Käufer und Kaufpreise. Unter den Käufern befinden sich bedeutende österreichische Sammler wie die Fürsten Schwarzenberg, Liechtenstein, Auersperg, Eszterházy, Fürst Metternich, der Kaiser, Erzherzöge und viele andere. Dass seine Kunst aber auch im Ausland geschätzt wurde zeigen Verkäufe an vermögende deutsche Mäzene. 1828 hielt sich der junge Künstler das erste Mal in Dresden auf. Hier machte er die Bekanntschaft mit dem einflussreichen Kunstsammler Johann Gottlob von Quant (1787-1859), der im gleichen Jahr auch als Käufer von zwei seiner Gemälde aufscheint. Durch ihn lernte Gauermann die Herren Willig und Lampe aus Leipzig kennen. Bei Letzterem handelt es sich wohl um den Unternehmer und Sammler Carl Lampe (1804-1889), welcher im Einnahmenbuch im Jahr 1828 als Käufer einer Skizze aufscheint, die möglicherweise als Vorlage für unser Gemälde diente. Es ist durchaus denkbar, dass Lampe nach diesem Entwurf das vorliegende Ölgemälde bestellt hat.

Die Eindrücke zu solchen Darstellungen sammelte Gauermann auf seinen ausgedehnten Studienreisen, die er in seinem Tagebuch beschrieb. 1827 besuchte er das Salzkammergut und das Berchtesgadener Land. Zahlreiche Motive dieser Regionen, mit ihren beeindruckenden Bergen und malerischen Seen, hielt er in seinem Skizzenbuch fest. Vier Wochen dauerte dieses Unterfangen, auf dem der Künstler zu Fuss und mit der Kutsche unterwegs war, und Anfang September wieder in seinem Heimatdorf Miesenbach eintraf.

Die Umsetzung dieser Reiseeindrücke ist Gauermann mit vorliegendem Gemälde äußerst gut gelungen. Es zeigt eine bäuerliche Idylle mit Hirtenknaben und einer kleinen Herde aus Ziegen und Kühen, die an einer Wasserstelle trinken, ein einsamer Hof befindet sich in unmittelbarer Nähe der Tiere. Dahinter breitet sich ein flaches Tal mit Wiesen und Bäumen bis zum Fuße von Watzmann und Untersberg aus. Bereits in diesem frühen Werk gelang es Gauermann, die pittoreske Landschaft, Mensch und Tiere zu einem Stimmungsbild zu vereinen und ein naturalistisches Landschaftsporträt aus dem Berchtesgadener Land wiederzugeben. (MS)