Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

19. Oktober 2016, 17:00 Uhr

0948

Albin Egger-Lienz

(Stribach bei Lienz 1868 - 1926 St. Justina bei Bozen)

„Hulda - Die Salige“
1898
Öl auf Leinwand
115 × 133 cm
Signiert rechts unten: A. Egger Lienz
Originalrahmen

Provenienz

Edmund von Mojsisovics, Mallnitz (direkt vom Künstler erworben; bis 1907);
Charlotte von Mojsisovics, Mallnitz (1907 bis 1922);
Hugo Liebermann-Rosswiese, Mallnitz (1922 bis 1941);
Dorotheum Wien, 18. März 1941, Nr. 30, Taf. 12;
Privatbesitz, Tirol

Literatur

Heinrich Hammer, Albin Egger-Lienz, Wien 1930, S. 265;
Wilfried Kirschl, Albin Egger Lienz. Das Gesamtwerk. Band II, Wien 1996, S. 516, WV-Nr. M 125 (Abb.)

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 64.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

In den alten Sagen der Alpenländer war Hulda die Königin der Saligen, jener guten Geister, die in Gestalt schöner Mädchen den Menschen in Not und Krankheit zu Hilfe kamen. Besonderen Schutz gewährten sie den Hirten, die achtsam die Tiere hüteten und keine Gämsen, ihre heiligen Tiere, jagten. Im Gemälde erscheint einem (vor Erschöpfung?) schlafenden Hirtenjungen Hulda im Traum und reicht ihm leise eine Krone. Er liegt auf dem Rand eines Felsvorsprunges, umgeben von blühenden Alpenrosen, während im Hintergrund rotglühende Berggipfel aus dünnen Nebelschwaden auftauchen.

Im Umkreis der großen Historienbilder des "Ave" und des "Kreuzes" geschaffen, wird auch in diesem Gemälde die Ambivalenz des Malers zwischen Naturalismus und der Suche nach einer neuen, stilisierten Form eines künstlerischen Gedankens erkennbar. Kräftige, stark kontrastierende Farben weisen Züge des Symbolismus auf.

Egger-Lienz greift hier erstmals eine Geschichte aus der Tiroler Mythologie auf, die er einmal in Aquarell und nach 1903 in zwei weiteren Ölfassungen ausführen wird (vgl. Kirschl Z 243, M 194 und M 195). Sie waren als Geschenke für die Schwestern Anna und Maria gedacht. Das vorliegende und erste hingegen erwarb der Geologe und Paläontologe Edmund von Mojsisovic, einer der ersten wichtigen Mäzene des jungen Malers, den er 1900 auch porträtierte (vgl. Kirschl M 156). Wegen dem für Egger ungewöhnlichen Sujet, kann es sich dabei vielleicht sogar um ein Auftragswerk für Herrn von Mojsisovic gehandelt haben. Dieser war 1862 einer der Gründungsmitglieder des österreichischen Alpenvereins gewesen und war als begeisterter Bergsteiger auch an der Sagenwelt der Alpen interessiert. Um 1900 errichtete er einen herrschaftlichen Sommersitz im Kärntner Mallnitz, in dessen Speisezimmer das Gemälde in einem eigens angefertigten, aufwändig geschnitzten Rahmen mit abgerundeten Ecken einen festen Platz bekam (Abb.).

Nach dem Tod von Mojsisovits, kam das Bild in Besitz seiner Frau Charlotte von Mojsisovits, die sich in zweiter Ehe mit Hugo Liebermann-Rosswiese 1912 vermählte. Liebermann war Halbjude und evangelisch getauft und blieb daher während der NS-Zeit weitgehend unbehelligt. Der Verkauf des Bildes im Jahr 1941 erfolgte nicht aufgrund von Repressalien, sondern ausschließlich aus innerfamiliären Gründen. (Wir danken Erich Glantschnig, Mallnitz für die aufschlussreiche Information aus seinen Forschungen über die Villa Mojsisovits-Liebermann und zur Familie von Hugo Liebermann-Rosswiese). (MHH)