Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

19. Oktober 2016, 14:00 Uhr

0619

Pieter Neeffs d. Ä.

(Antwerpen 1578/1590 - 1656/1661 Antwerpen )

„Kircheninterieur mit Prozession“
1650
Öl auf Holz, parkettiert
50 × 65 cm
Signiert und datiert rechts auf Säule: PEETER NEEffS / 1650

Provenienz

Nachlass von Carl-Anton Goëss-Saurau (1921–2015) und seiner Frau Marie (1921–1996), geborene Mayr-Melnhof, Schloss Pfannberg

Schätzpreis: € 10.000
Ergebnis: € 28.160 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Pieter Neefs der Ältere war spezialisiert auf Kircheninterieurs und das vorliegende Gemälde ist ein typisches Beispiel seines Schaffens. Zentrales Anliegen des Künstlers war es, die Geometrie und den architektonischen Rhythmus des Gebäudes zu vermitteln, aber auch die Pracht und Größe. Seine Werke zeigen verschiedene Typen mehrschiffiger, gotischer Kirchen, die er in ihren Details immer wieder neu zusammensetzte. Der Betrachterstandpunkt ist meist etwas erhöht und fast zentral ausgerichtet, wodurch sich das Kirchenschiff und die Apsis in ihrer vollen Dimension nach hinten öffnen. Die von ihm integrierten Personen, Ereignisse oder in diesem Fall eine Prozession beleben diese architektonische Bühne und zeigen auch, welche Rolle religiöse Gebäude im Alltag des 17. Jahrhunderts gespielt haben.

Eines der herausragenden Merkmale seiner Gemälde ist die Behandlung von tonaler Varietät. In vorliegendem Werk setzt der Künstler einzelne Lichtquellen, die den Kirchenraum erhellen. Er spielt mit dem Kontrast von Licht und Schatten, wodurch die architektonischen Details, sowie der perspektivische Effekt der hintereinander gestaffelten Räume besonders gut zur Geltung kommen.

Pieter Neefs der Ältere wurde 1587 in Antwerpen geboren und kam bereits früh mit Werken der Maler Hendrick van Steenwijk dem Älteren (1550-1603) und dem Jüngeren (1580-1649) in Berührung, die eine zentrale Rolle in der Entwicklung der Architekturmalerei einnahmen. Zusammen mit seinem Sohn Pieter Neefs dem Jüngeren führten sie diese Tradition fort (vgl. Bernard G. Maillet, Intérieurs d’Églises 1580-1720. La Peinture Architecturale des Écoles du Nord, Wijnegem 2012, S. 109). Zu seinen besonderen Qualitäten zählen die sich mit Hilfe perspektivischer Mittel weit nach hinten öffnenden Räume, sowie das sich kontrastierende Hell-Dunkel; Merkmale, die auch in vorliegendem Werk hervorragend zu beobachten sind.