Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

12. April 2016, 17:00 Uhr

0266

Johann Baptist Reiter

(Urfahr 1813 - 1890 Wien)

„Die junge Orangenverkäuferin“
Öl auf Leinwand
33 × 25 cm
Signiert seitlich links unten: J.B. Reiter

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 16.640 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Als Sohn eines Tischlermeisters erlente Reiter das Tischlerhandwerk in der väterlichen Werkstatt, wo er auch noch nach seinem Freispruch als Schildermaler und Bemaler von Möbeln und Totenkreuzen tätig war. 1830 übersiedelte er nach Wien, um ein Studium an der akademischen Graveurschule zu beginnen. Als seine Lehrer nennt er u.a. Leopold Kupelwieser, Johann Ender und Joseph Redl. Ab 1842 wandte sich Reiter intensiv der Porträtmalerei zu, wobei er in der genauen Schilderung von Charakterzügen Georg Ferdinand Waldmüller sehr verwandt wurde. Im folgenden Jahrzehnt entstanden jene Arbeiten, die seine Bedeutung manifestierten. 1848 wurden seine Werke ausgesprochen politisch und in verschlüsselten Bildern zeigte er die Problematik des Arbeitermilieus. Ab den fünfziger, vor allem aber in den sechziger Jahren traten das Thema der Familie ins Zentrum von Reiters Schaffen. Nach seiner zweiten Heirat im Jahr 1866 wurden seine Frau Anna und die beiden Kinder zu seinen beliebtesten Modellen, mit denen er immer wieder beschauliche Genreszenen inszenierte.

Reiter malte eine Reihe von Genrebildern, die verschiedene Marktverkäufer und –verkäuferinnen zeigen. Es gibt u.a. Darstellungen von Blumen- und Äpfelhändlerinnen, einer Rebhuhnverkäuferin und eines Limonen- und Orangenhändlers. Unsere kleine Händlerin bietet aus einem Korb heraus ihre Früchte an und hält dem Betrachter mit ihrer rechten Hand eine Orange entgegen. Ein leichtes Lächeln umspielt ihren Mund und verleiht ihr ein verträumtes Aussehen. Das dunkelhaarige Modell trägt eine weiße Bluse und einen mit Bändern und Spitzen verzierten braunen Rock. Der kecke Hut sowie das Mieder des Mädchens sind mit Blumen geschmückt, diese setzen gemeinsam mit den Orangen die farbigen Akzente in einem Bild, in dem der Künstler auf starke Farbigkeit verzichtet hat. Mit vorliegendem Werk zeigt Reiter wieder einmal wie er als guter Beobachter, detailgetreu und raffiniert die unterschiedlichen Stofflichkeiten wiederzugeben verstand, und dem Bild dadurch einen besonderen malerischen Reiz verleihen konnte. (MS)