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Friedrich Heinrich Füger
(Heilbronn 1751 - 1818 Wien)
„Geburt der Venus ("Venus Anadyomene")“
1815
Öl auf Leinwand
194 × 132 cm
Signiert und datiert links unten: HF Füger / pinx. 1815 (HF in Ligatur)
Provenienz
1818 Nachlass Heinrich Friedrich Füger (Verzeichnis der nach Fügers Tod 1818 abgehaltenen Verkaufsausstellung mit Teilnachlass, Nr. 3);
Auktion Dorotheum, 14.-19. Dezember 1916, Lot 260;
Kunsthandel Giese & Schweiger, Wien;
Wiener Privatsammlung
Ausstellung
1822 Akademie der Bildenden Künste, Wien
Literatur
Joseph von Hormayr, Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst, Wien 1821, S. 207, Nr. 52;
Carl Bodenstein, 100 Jahre Kunstgeschichte Wiens, Wien 1888, S. 67;
Karl Wilczek, Heinrich Friedrich Füger. Seine Gemälde und Zeichnungen, Dissertation, Wien 1925, S. 172, WVZ.-Nr. 138;
Robert Keil, Heinrich Friedrich Füger 1751-1818, Wien 2009, S. 387, WVZ-Nr. 571
Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Meistbot: € 40.000
Auktion ist beendet.
Als akademischer Künstler legte Heinrich Friedrich Füger seinen Schwerpunkt im Schaffen auf die Historienmalerei, jener Gattung, die im Kunstdiskurs der Zeit das größte Ansehen genoss. Nicht nur die Bibel, sondern auch die Mythologie boten den Erzählstoff für diese Darstellungen.
So zeigt vorliegendes Gemälde die Göttin Venus begleitet von einem Delphin, wie sie aus den Fluten des Meeres steigt. Durch die ihre Füße umspielenden seichten Wellen und das am linken unteren Bildrand platzierte Arrangement aus Korallen und einer Muschel stellt Füger gekonnt den Übergang zwischen Wasser und Land dar. Durch den Dichter Hesiod vor 700 v. Chr. Ist die Geschichte überliefert, dass die griechische Göttin Aphrodite bei ihrer Geburt aus der Gischt des Meeres emporstieg. Genau darauf bezieht sich auch der Beiname „Anadyomene“, was aus dem Altgriechisch abgeleitet „die Entsteigende“ bedeutet.
Heinrich Friedrich Füger übernimmt hier den Typus der großformatigen, mythologischen, isolierten Einzelfigur, die er um 1790 mit z.B. der "Erschaffung des Menschen durch Prometheus" aus dem Liechtensteinmuseum (Inv.-Nr. GE 1362) entwickelte (vgl. Robert Keil, Heinrich Friedrich Füger 1751-1818, Wien 2009, S. 270, WVZ-Nr. 226). Auch den Meeresgott Poseidon, sowie Thetis, die Jupiter um Waffen bittet, hat Füger in großformatigen Gemälden dargestellt (vgl. Robert Keil, Heinrich Friedrich Füger 1751-1818, Wien 2009, 398, WVZ-Nr. 568 und 569). Vor allem die Lebensgröße der Venus, die sanfte Farbigkeit, sowie die besondere Stimmung durch die sensible Behandlung des Lichts zeigen auf eindrucksvolle Weise Fügers herausragende künstlerische Fähigkeiten.