Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

12. April 2016, 15:00 Uhr

0007

Hans Brosamer

(Fulda 1495 - um 1554 Erfurt)

„Bildnis Sebolt Schwarcz“
1523
Öl auf Holz
48 × 31 cm
Inschrift am oberen Bildrand in Renaissancemajuskeln: ANNO 1490 PIN ICH SEBOLT SCHWARCZ GEPORN / VND IM 1523 ABCON-TERFET WO / RDEN
Darunter rechts monogrammiert: HB (in Ligatur)
Rückseitig gemaltes Allianzwappen der Familien Schwarz und Maurer, 1523

Provenienz

Sammlung Kaiser Wilhelms II (1859-1941);
als Geschenk an den kaiserlichen Diplomaten und engen Vertrauten Philipp Friedrich Alexander, Fürst zu Eulenburg und Hertefeld, Graf von Sandels (1847-1921), Schloss Liebenberg, Brandenburg;
vererbt an Friedrich-Wend, Fürst zu Eulenburg und Hertefeld, Graf von Sandels (1881-1963), Schloss Liebenberg, Brandenburg;
1937 als Hochzeitsgeschenk an dessen Tochter Ingeborg Marie von Schoenebeck, geb. Gräfin zu Eulenburg und Hertefeld, bis 1990 in deren Besitz;
Versteigerung Sotheby’s New York, 11. Januar 1990, Lot 19;
europäische Privatsammlung

Ausstellung

Dürer-Cranach-Holbein. Die Entdeckung des Menschen: das Deutsche Porträt um 1500, 16.09.2011-15.01.2012, Kunsthistorisches Museum, Wien & Bayrische Staatsgemäldesammlungen, München (ausgestellt in München)

Literatur

Kurt Löcher, Zu den Nürnberger Anfängen des Malers Hans Brosamer, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, 96. Band, S. 27-31, Nürnberg 2009, Abb. S. 24;
Nürnberger Zeitung, Beitrag vom 30.12.2009 zu Band 96 des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

Schätzpreis: € 70.000 - 140.000
Auktion ist beendet.

Das „Bildnis Sebolt Schwarcz“ ist – wie auch Katalognummer 6 („Bildnis Hanns Durr“) – eines der seltenen monogrammierten Werke Hans Brosamers. Der ursprünglich aus Fulda stammende Maler zählte im Nürnberg der 1520iger Jahre zu den gefragtesten Porträtisten der Oberschicht. Sein Stil ist sowohl von dem in Wittenberg tätigen Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553), als auch von Albrecht Dürer (1471-1528) in Nürnberg beeinflusst.

Das Gemälde trägt auf der Rückseite das Allianzwappen der Familien Schwarz und Maurer, deren Wappen im Nürnberger Kienerschen Wappenbuch von 1590 aufgeführt sind (vgl. Löcher 2009, S. 28-29, mit Abb.). Kurt Löcher, ehemaliger Direktor des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg, der sich mit dem vorliegenden Gemälde ausführlich beschäftigte, führt zutreffend aus, dass zu dem Bildnis "Sebolt Schwarcz" ein heute verschollenes Bildnis seiner Ehefrau Anna, geborene Maurer, gehörte.
Sebolt Schwarcz ist in den Quellen mehrfach genannt, so dass man heute weiß, dass er bereits im Dezember 1526 im Alter von 36 Jahren starb und neben seiner Frau Anna auch eine Tochter namens Margret hinterließ. Er galt als wohlhabender Bürger der Stadt Nürnberg, ein Umstand, der ihm die Auftragsvergabe dieses Porträts an den gefragten Meister Hans Brosamer erst ermöglichte.

Kompositorisch ist vorliegendes Gemälde eng verwandt mit Brosamers 1519 geschaffenem Bildnis des Blechschmieds Georg Winkler, welches heute nur noch im Kupferstich überliefert ist (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum). „Die Breitenentfaltung der Figur, der gescheckte breite Pelzaufschlag, das nahe Beieinander der Hände, deren rechte den Rosenkranz hält, und die Kopfwendung finden sich hier wie dort. Der die Umwelt aufnehmende Blick der braunen Augen, die vollen Lippen und die makellose Haut nehmen für den Mann ein.“ (vgl. Löcher 2009, S. 30). Sebolt Schwarcz ließ sich mit einer mit Goldfäden durchzogenen Haarhaube und einem ausladenden schwarzen Barett, welches sparsam mit Goldstiften geschmückt ist, darstellen. Er trägt eine schwarze Schaube und einen schwarzen Wams, dessen Kragenenden am Hals spitz aufstehen; darüber einen über die Schultern gelegten Pelz.