Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

12. April 2016, 15:00 Uhr

0047

„Enthauptung Johannes des Täufers“
um 1485/90
Öl auf Holz, parkettiert
165,5 × 69,5 cm

Provenienz

wohl bis um 1966 Prinz Joseph Clemens von Bayern, Haus Wittelsbach;
seit 1967/68 österreichische Privatsammlung

Ausstellung

2014 Bergbau- und Gotikmuseum, Leogang

Literatur

Katalog Galerie Sanct Lucas, Gemälde Alte Meister, Winter 1967/68, Wien 1967 (als Innenflügel von Nr. 1);
Rupert Feuchtmüller, Romanik, Gotik, Renaissance, Katalog Niederösterreichisches Landesmuseum, Kunstabteilung I, Wien 1970, S. 28f. (als Innenflügel von Nr. 37 & 38)

Expertise Alfred Stange, Tutzing, 15. Februar 1966, liegt bei (in Kopie).

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 70.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die „Enthauptung Johannes des Täufers“ und „Taufe Christi“ (Kat.-Nr. 47 & 48) bildeten ursprünglich die Innenseiten eines um 1485/90 zu datierenden Altarensembles vom „Meister des Florian-Winkler-Epitaphs“. Die vom selben Altar stammenden Außenflügel, welche „Christus am Ölberg“ und „Christus am Kreuz“ darstellen, befinden sich heute im Niederösterreichischen Landesmuseum und sind die ikonographischen Gegenstücke zu den vorliegenden „Festtagsseiten“ des aufgeklappten Altars.
Der besondere Reiz dieser Tafeln von musealem Rang liegt an der Gratwanderung zwischen farbenfroher Stilisierung und frühem „Detailrealismus“ beeinflusst von den niederländischen oder auch oberrheinischen Malern der Zeit. Im Kontrast zum leuchtend, erhabenen Goldgrund finden sich im perspektivisch verlaufenden Hintergrund besonders ausformulierte Details wie die Stadtkulisse oder die – der Johannes-Geschichte vorausgehende – gedeckte Tafel mit Salome. Besonderer Wert wurde auch auf die Widergabe der natürlichen Landschaftselemente gelegt, beispielsweise die differenzierten Bäume im Hintergrund, die bewegten Wasserstrudel, die im Vordergrund zwischen Steinen schwingenden Gräser und Rohrkolben und gar einem kleinen im Gewässer der Taufszene schwimmenden Flusskrebs.
Der „Meister des Florian-Winkler-Epitaphs“ gilt als einer der wenigen großen Meister mit eigener Werkstätte geprägt vom sogenannten „Meister des Wiener Schottenaltars“ (oder auch Wiener Schottenmeister), welcher um 1470 den bedeutenden Flügelaltar im Schottenstift, Wien, schuf. Seinen heute in der Forschung zugewiesenen Namen erhielt er durch das um 1477 zu datierende Epitaph für den kaiserlichen Söldnerführer Florian Winkler, welcher 1477 starb und seine letzte Ruhestätte im Dom zu Wiener Neustadt fand (vgl. Alfred Stange, Deutsche Malerei der Gotik, 1961, Band 11, S. 49ff.).