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Anton Faistauer
(St. Martin bei Lofer 1887 - 1930 Wien)
„Stillleben mit Äpfeln und Blumenstock“
um 1922
Öl auf Leinwand
39 × 53 cm
Signiert links oben: a. faistauer
Rückseitig bezeichnet: A. Faistauer / Vienna / "Stilleben"
Künstlerhaus-Etikett 2150/1925 rückseitig
Ausstellungsetikett Carnegie Institute Pittsburgh rückseitig am Keilrahmen
Provenienz
im Dezember 1927 direkt vom Künstler erworben, seither Privatbesitz, USA
Ausstellung
1928 New York City, Brooklyn Museum sowie San Francisco, Fine Art Museum (26th International Exhibition of Paintings from the Carnegie Institute, Pittsburgh, 9. Jan.- 19. Feb. sowie 2. Apr.- 13. Mai), Nr. 74
Literatur
Franz Fuhrmann, Anton Faistauer 1887 - 1930, mit einem Werkverzeichnis der Gemälde, Salzburg 1972, WV-Nr. 247 (sw-Abb.)
Wir danken Paul Rachler, Künstlerhaus Archiv Wien, für die freundliche Bestätigung.
Beiliegend Kaufbeleg vom 9. Dezember 1927 sowie Korrespondenz zwischen John O'Connor, Direktor des Carnegie Institutes Pittsburgh und dem ersten Besitzer (drei Briefe, datiert mit 7., 9. und 12. Dezember 1927)
Schätzpreis: ▲€ 35.000 - 70.000
Meistbot: ▲€ 45.000
Auktion ist beendet.
Neben der Porträt- und Landschaftsmalerei dreht sich in Anton Faistauers malerischer Welt alles um das Genre Stillleben. Als das vorliegende "Stillleben mit Äpfeln und Blumenstock" um 1922 entstand, war Faistauers Malerei auf einem künstlerischen Höhepunkt angelangt und seine Stellung in der Kunstwelt gefestigt. Schon vor dem ersten Weltkrieg hatte er sich ein gutes Netzwerk aus wichtigen Sammlern und Kunstfreunden aufgebaut. Nach dem Krieg entschied er sich gegen Wien und ließ sich in Maishofen, in der Salzburger Provinz, nieder. Dennoch war er laufend bei wichtigen Ausstellungen vertreten und auch kulturpolitisch sehr engagiert. Neben Franz Wiegele und Anton Kolig war Faistauer der bedeutendste Vertreter des österreichischen Spätexpressionismus.
Faistauers Suche nach dem Wesen und den Möglichkeiten der Malerei war getragen vom Glauben an das Primat der expressiven Farbe. Er war durch und durch Kolorist. Antwort auf die Frage, wie die Welt zu schildern sei, hatte er am Beginn seiner malerischen Laufbahn vor allem in den Bildern Paul Cézannes gefunden. Dessen Gedanke, die Natur auf ihre Grundelemente zu reduzieren, wurde für Faistauer wegweisend. Ein künstlerisches Nahverhältnis zur großen Leitfigur Cézanne ist auch in diesem Stillleben der reifen Schaffensphase noch erkennbar, wenngleich sich Faistauers Malerei in einer sehr eigenständigen Sprache artikuliert. So erinnern der willkürliche Bildausschnitt mit der wie zufällig vom Bildrand überschnittenen Topfpflanze und der leicht schräg gestellten Tischplatte an Cézanneske Kompositionsprinzipien. Faistauers Verlangen nach Farbe spiegelt sich deutlich wider: die Farbe wird expressiv und temperamentvoll in dicken Schichten aufgetragen und auch wenn die schwarze Konturlinie die Gegenstände begrenzt, spielt die Farbe zweifellos die wesentliche Rolle in der Bildgestaltung. (CMG)