Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

26. November 2015, 15:00 Uhr

0845

Otto Muehl*

(Burgenland 1925 - 2013 Portugal)

„Die Geburt“
1983
Öl auf Leinwand
140 × 140 cm
Monogrammiert und datiert rechts unten: M 5.10.83

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Die Authentizität dieser Arbeit wurde uns vom Archives Muehl (Daniele Roussel) bestätigt. Wir bedanken uns für die Mithilfe!

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

Nach einem malerischen Frühwerk prägte Otto Mühl in den 1960er Jahren mit seinen Materialaktionen den Wiener Aktionismus. 1973 führte er seine letzte öffentliche Aktion durch, bevor er sich ab 1974 wieder der Malerei zuwandte.
In "mama und papa" (Materialaktion Nr.11, 1964) spielt infantile Sexualität, Umgang mit Geschlechtsverkehr und Geburt eine zentrale Rolle ebenso in der Materialaktion Nr.7: „Nabelschnur – Darstellung einer Geburt“. Die Anleitung hierzu lautet: in der unterhose des weiblichen körpers wird ein luftballon aufgeblasen, mit einem gartenschlauch umwickelt, mit milch, eidotter, weizenmehl weiter bearbeitet, der luftballon wird aufgestochen. Nachher wird der körper in einen plastiksack abgefüllt und soviel himbeersaft hineingeschüttet, bis er übergeht. (Otto Muehl, Leben/Kunst/Werk 1960 - 2004, Ausstellungskatalog MAK Wien 2004, S78.)
Verglichen damit ist in der vorliegenden Leinwand die Geburt einfach und schlicht dargestellt. Frontal und blattfüllend sitzt die Gebärende mit gespreizten angezogenen Beinen vor dem Betrachter. Der Kopf des Kindes ist bereits deutlich sichtbar und wird helfend von der beistehenden Frau umfasst. Rote, gezielt gesetzte Konturen akzentuieren das Gesicht, die Zehen, die Fingern, die Brust und den Vaginalbereich mit dem Kopf des Säuglings. Solche blickführenden Linien und die deutlich hervorspringenden blauen Punkte der Augen unterstreichen die Intensität der Szene. Rosa und blaue Farbflächen dominieren die Darstellung und erinnern ebenso wie die Physiognomie der Begleitpersonen an die Malweise von Picasso. Otto Mühl bezieht sich in seinen malerischen Arbeiten sehr gerne auf Schlüsselfiguren der Kunstgeschichte, wie van Gogh, Cezanne oder Picasso und benützt deren malerische Ausdrucksweise virtuos für seine eigene ungezähmte Bildsprache. (Christa Armann)