Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

26. November 2015, 15:00 Uhr

0839

Robert Hammerstiel*

(Werschetz, Banat 1933 - 2020 Neunkirchen)

„Etablissement Eingang“
2010
Öl auf Leinwand
170 × 200 cm
Monogrammiert rechts unten: RH
Rückseitig bezeichnet, signiert und datiert: Etablissement Eingang, Hammerstiel, 2010

Provenienz

Privatbesitz, Österreich

Schätzpreis: € 18.000 - 36.000
Ergebnis: € 36.960 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Figuren wie Schatten begleiten den Künstler in seinem Schaffen von Anbeginn an. Es geht mehr um die Beziehungen der einzelnen Figuren zueinander, als um die genaue Charakterisierung einer Einzelperson. Die kräftige Farbigkeit entdeckt Robert Hammerstiel bei einem Aufenthalt in New York 1988 für sich. Er ist fasziniert vom pulsierenden Leben dieser Stadt und auch ihren Künstlern. Besonders genau studiert er das Werk von Milton Avery, der Farbrelationen vor perspektivische Tiefenwirkung stellt und als einer der ersten verkündet, dass ein Gemälde flach sein und nicht fotografische Tiefe vortäuschen soll. Das sind Stilmittel, die sich auch in den Bildern der amerikanischen Pop-Art finden, mit der Hammerstiel ebenfalls in Amerika in Berührung kommt. Hier findet sich auch die Glätte im Farbauftrag, eine Vereinfachung der Formen und die Eliminierung jeglicher Binnenform, die auch die Arbeiten Hammerstiels ab 1988 kennzeichnen und sein Werk unverwechselbar machen.

Thematisch im Mittelpunkt stehen immer Menschen, zumeist in Innenräumen, die in Beziehungen zu anderen Personen oder ihrem Umfeld treten. Diese Beziehungen stehen in eigenartigem Kontrast zur Isoliertheit der Figuren, die durch ihre Ausführung als Farbfelder mit scharfem Umriss entsteht. Sie wirken wie Schablonen auf einer Bühne, voreinander gestaffelt, ohne dabei eine Tiefenwirkung zu erzeugen. Nur dadurch, dass manche Figuren kleiner oder überschnitten wiedergegeben sind, entwickelt der Betrachter ein Gefühl für ein Hinter- und Voreinander. Elegante Besucher haben sich vor dem Eingang in ein Vergnügungs-Etablissement versammelt. Das Entrée mit kräftigen Farbtönen versehen, lädt mit offener Türe beim Empfangstresen zum Eintreten ein. Links steht eine kleine Figur, ein Junge, der einen rosa Hund am Arm trägt. Rechts von ihm, eine ebenfalls rosafarbene Frauensilhouette, die in seine Richtung blickt und von ihrem Begleiter zum Eingang des Etablissements geschoben wird. Ein Plakat, ganz links im Bild überschnitten wiedergegeben, zeigt eine ebenfalls kräftig rosafarbene Person und schafft so einen Verbindungsbogen, der die Komposition zusammenhält, die ansonsten mit ihren voneinander isolierten Teilen auseinanderfallen würde. Auch die einzelnen schwarzen Figuren treten durch ihre gemeinsame Farbgebung in Beziehung zueinander. Robert Hammerstiel verzichtet auf eine herkömmliche Perspektive und auf eine illusionistische Raumdarstellung, gepaart mit dem „Silhouetten-Stil“ (Alfred Lüthi (Hg.), Robert Hammerstiel. Sein Werk. A Life’s Work, Bern 2001, S. 25) entsteht eine ganz eigene, neue Formsprache. (Sophie Cieslar)