Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Oktober 2015, 14:00 Uhr

0458

Gottfried Helnwein*

(Wien 1948)

„o.T. (Payton 1)“
2005
Öl und Acryl auf Leinwand
160 × 107 cm
Signiert und datiert rückseitig auf der Leinwand: G. Helnwein 2005
Rückseitig bezeichnet auf der Leinwand: Payton #1

Provenienz

europäische Privatsammlung

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Auktion ist beendet.

Gottfried Helnwein behandelt in seinen fotorealistischen Gemälden, seinen Aktionen und Fotografien verdrängte Themen wie Schmerz, Folter und Missbrauch. Misshandelte und zerstörte Menschen, vor allem Kinder stehen im Mittelpunkt seiner Arbeit. Er stellt damit das Thema der zerstörten Unschuld und der tiefen Verletzung in den Fokus der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit und bringt diese Tabus zurück ins Gespräch.
Während die verstümmelten und gequälten Kinder, hauptsächlich Mädchen, gerade in der Wiener Anfangszeit prägend für sein Werk waren, sind rezentere Arbeiten in ihrer Zerbrechlichkeit oftmals beinahe schmerzhaft schön. In jüngerer Zeit arbeitet der Künstler zudem verstärkt in Serien. So ist das vorliegende Mädchenbild Teil einer Werkreihe aus dem Jahr 2005, die dasselbe Kindergesicht in fünf verschiedenen Momenten zeigt. Die einzelnen Bilder muten wie Filmausschnitte an. Zusammen mit der Genauigkeit der Ausführung und der Größe des Formats entsteht so ein Gefühl von Intimität und Nähe und der immensen Verletzbarkeit des Kindes. „Wahrscheinlich möchte ich die Leute in unserer lauten und hektischen Erwachsenenwelt, in der Kinder normalerweise marginalisiert oder verkitscht werden, mit der Reinheit oder Unschuld und der Verwundbarkeit konfrontieren, die man im Gesicht eines Kindes sehen kann, und mit dem Schmerz und der verratenen Unschuld.“ (Gottfried Helnwein)
Der unvergleichliche Stil Gottfried Helnweins gemahnt in der Verbindung aus erschütternder Thematik und perfektem Handwerk auf den ersten Blick weniger an Zeitgenossen, als an die berührenden und aufrüttelnden Werke Caravaggios. Wie bei diesem italienischen Meister des Barock schälen sich die Figuren aus der Dunkelheit, sind Teile der überdeutlich wiedergegebenen Figuren wie mit dem Scheinwerfer ausgeleuchtet; ein Schattenspiel, das die Unmittelbarkeit der Darstellung hervorhebt. Altmeisterliche Malerei leiht ihm nicht nur hin und wieder Zitate, sondern auch das Wissen um die Kraft kühler, realistischer Malerei. Die Kunst Gottfried Helnweins beweist eins ums andere Mal die Macht, die Bilder über uns haben und welch tiefen Eindruck sie hinterlassen. (Nina Binder)