Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

06. Oktober 2015, 14:00 Uhr

0433

Markus Prachensky*

(Innsbruck 1932 - 2011 Wien)

„Etruria orizontale“
1984
Acryl auf Leinwand
130 × 175 cm
Rückseitig auf Keilrahmen bezeichnet und datiert: "Etruria-orizontale - 20 - 1984"

Provenienz

direkt vom Künstler erworben; seither Privatbesitz, Österreich

Schätzpreis: € 30.000 - 60.000
Ergebnis: € 66.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Mehrere Variationen des Etruria-Themas entstanden nach Markus Prachenskys Reise zu den etruskischen Ausgrabungsstätten in Umbrien und Latium im Frühjahr 1980. Die intensive Beschäftigung mit dem Gesehenen, die Erforschung der Strukturen und des Wesentlichen einer Landschaft mit der zugrunde liegenden Rhythmik und Melodie und deren Echo in der Wahrnehmung des Künstlers führten auch während der Italienaufenthalte zu einer reichen Sammlung an Impressionen, die schließlich zu Hause auf einem mit großem Bedacht genommenen Weg von der Skizze über die Gouache zum ausgeführten Bild führten. „Mehr Welt war - und ist - nie als in seinem Atelier“, so der Publizist Peter Iden (2002).
1981 zeigte die Galerie Hennemann in Bonn die Serie „Etruria“, es folgte „Etruria meridionale“ und 1982 „Etruria Blues“. Nach intensiven Studien schuf Prachensky im Jahr 1984 die Serie „Etruria orizontale“, aus der das vorliegende Werk stammt. Die etruskische Kultur und deren antike Landschaften imponierten dem Künstler derart, dass er im selben Jahr die etruskische Maremma bereiste und nach der gleichnamigen Serie bis 1988 Werkblöcke zum Thema Umbrien erarbeitete.
„Seine Reisebilder sind autobiographische Erfahrungen, Seelenwanderungen, in denen die Jahrhunderte der Geschichte in die Gegenwart überführt werden […]. Die neuen Gemälde des Wiener Künstlers sind gleichsam ein Spiegel, durch den Prachensky Etrurien sieht.“ (Dieter Ronte, „Etruria Abstracta“, in: Ergänzungsheft zu Ausst. Kat. Markus Prachensky, Galerie Hennemann, Bonn 1981).
Ohne auf die Farbe seines Lebens, das Rot, zu verzichten, erweitern die etrurischen Bilder die Palette des Künstlers markant: Blaugrün, Korallenrot, Erdbraun und ein tiefes Blau in ebenso neuen horizontalen Gesten sowie dem Kreisrund, das den Bildern der Serie „Etruria orizontale“ gemeinsam ist. Die vielschichtige Landschaft, in der die Schätze der Etrusker verborgen waren, und die flachen runden Grabbauten mögen auf die Form- und Farbfindung eingewirkt haben. Prachensky war kein Symbolist, selbst in der Verwendung des Rot, dem im Laufe der Menschheitsgeschichte viele tiefgründige Bedeutungen zukamen, stand für den Künstler die Wirkung an sich im Mittelpunkt, und dies seit den Anfängen seiner informellen Malerei: „Das ist die Farbe, in der ich mich ausdrücken kann.“ Das Erfühlen und Wahrnehmen des Äußeren, das Verinnerlichen und das Sichtbarmachen dessen durch ureigenen Ausdruck ist, so Prachensky selbst, sein Raison d´être: „Man nimmt etwas auf von der Welt, das hat man dann in sich. Was ich daraus mache, ist aber nicht eine Reproduktion des Wahrgenommenen, sondern wird neu geschaffen. Es ist so eigenständig wie das, was ich als Realität einer Landschaft erlebt habe. Ich muss also mit jedem Bild über das Gesehene hinaus, das neue Bild muss eine Intensität gewinnen, die derjenigen der erfahrenen Wirklichkeit entspricht, es muss ebenso neu und sogar stärker wirken als der Weltausschnitt, der dem Bild den Anstoß liefert.“ (Markus Prachensky im Gespräch mit Peter Iden, Das Glück ein Maler zu sein, 2002).(Claudia Lehner-Jobst)