Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

16. Juni 2015, 15:00 Uhr

0035

Jean Baptiste Belin

(Caen 1653 - 1715 Paris)

„Blumenstrauß in reliefierter Vase“
um 1700
Öl auf Leinwand
115,5 × 92 cm

Provenienz

Schweizer Privatbesitz

Wir danken Claudia Salvi für die Bestätigung des Gemäldes als Werk Jean-Baptiste Blin (Belin) de Fontenays (anhand von professionellen Fotos)./ We are grateful to Claudia Salvi for confirming the present painting as a work by Jean-Baptiste Blin (Belin) de Fontenay (on the basis of professional photographs).
Schreiben Claudia Salvi, Paris, den 22. Oktober 2014, liegt bei.

Schätzpreis: € 12.000 - 20.000
Ergebnis: € 23.040 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Das Gemälde zeigt ein leuchtendes Blumenbouquet aus Nelken, weißen Rosen, Moosrosen, Tuberosen, Winden, Pyrenäen-Lilien, Goldlack und einem Weihnachtsstern (oder Amaranthus tricolor) in einer goldenen, reich verzierten Vase mit einem reliefierten Männerkopf.
Die metallene, ornamentierte Vase – inszeniert in einem gekonnten Licht-Schattenspiel mit reflektierenden Glanzpunkten – ist ein charakteristisches Element in den Stillleben Jean-Baptiste Blin de Fontenays. Sie ist auch in dem Gemälde „Vase mit Blumen und Bronzebüste Ludwigs XIV.“ (Musée du Louvre) zu finden, sowie in ähnlichen Blumenvasen im Museum Valencia (Inv. 46-1-220, welche dort jedoch als Werke J.B. Monnoyer katalogisiert sind). Auch in der Serie ovaler Vasen bedeckt mit Fruchtgirlanden, welche 1688 für das Lustschloss „Grand Trianon“ im Park von Versailles geschaffen wurde und heute auf verschiedene Museen verteilt ist (Versailles, celui de Nîmes, et le Palais de Matignon), werden vergleichbare Metallvasen gezeigt.
Weitere typische Gestaltungsmerkmale dieses bedeutenden Meisters der französischen Stilllebenmalerei sind die mächtige Konsole aus fein geädertem Marmor, der durch antikisierende Pilaster und Säulen im Hintergrund angedeutete Raum und das in einem Kompositionsdreieck angeordnete Blumenbouquet. Besonders bestechen Blin de Fontenays Gemälde jedoch durch ihre emailleartige, lichtdurchflutete Farbigkeit, welche gerade in den um 1700 entstandenen Werken, wie auch in vorliegendem Gemälde zum Ausdruck kommt.

Jean-Baptiste Blin de Fontenay arbeitete am Hofe Ludwigs XIV. Er war Schüler von Jean-Baptiste Monnoyer (1636-1699), dessen Tochter er heiratete und dem er auch später als Blumenmaler in der berühmten französischen Gobelinmanufaktur nachfolgte. Er schuf auch florale Wandmalereien für zahlreiche königliche Schlösser, wie beispielsweise Fontainebleau und Versailles. Der Stil Blin de Fontenays, welcher sich im berühmten Atelier von Jean-Baptiste Monnoyer ausgebildet hatte, folgt zwar dem seines Meisters, ist jedoch zugleich sehr individuell. Durch die besonders gekonnte Darstellung edelster Materialien wie Marmor und kunstvoll gearbeitete, reich verzierte Metalle verkörperte er in seinen Werken gar noch mehr als sein Lehrer die „Versailler“ Blumenmalerei.
Vorliegendes Gemälde ist ein charakteristisches, meisterlich ausgeführtes Werk des Künstlers, welches die barocke Stilllebenmalerei in Frankreich auf ihrem Höhepunkt demonstriert. „En conclusion, il s’agit là d’une toile caractéristique de l’art savant de Blin de Fontenay, en bon état de conservation générale, qui contribue à mieux appréhender l’école française de nature morte, et notamment de nature morte de fleurs au moment de l’apogée de cette production, autour du salon de 1704.“ (vgl. Schreiben Claudia Salvi)