Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

24. März 2015, 16:00 Uhr

0056

Robert Hammerstiel*

(Werschetz, Banat 1933 - 2020 Neunkirchen)

„Cafè in Paris“
2008
Öl auf Leinwand
100 × 140 cm
Zweimal monogrammiert rechts unten: RH

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 25.080 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Das Werk Robert Hammerstiels fasziniert durch das Spiel mit Fläche und Raum, mit Abstraktion und Figur. „Café in Paris“ vermag dieses Oszillieren besonders stark auszudrücken. Weite Partien des Gemäldes stehen im Spannungsfeld grellbunter, stark kontrastierender Farbflächen, die nur aufgrund ihres klaren Umrisses und ihres gewohnten Platzes im Raum erkannt und in Menschen, Stühle und Wandfläche geschieden werden können. Gleichzeitig findet auch erstaunlicher Detailreichtum statt, das Geschirr auf den Tischen, die Bilder an der Wand geben dem Auge Anhaltspunkte. Die schwarzen Umrandungen der Stuhllehnen und des Durchgangs setzen rhythmische Akzente und wiederholen ihre Farbe in den beiden frontalen, detaillierteren Figuren des Kellners, sowie des Mannes im schwarzen Anzug am vorderen Tisch. Ihr Schwarz fällt aus dem grellen Umfeld geradezu heraus, wird zu einer Ruhezone für das Auge und definiert alle anderen Formen – zieht das ganze Gemälde gleichsam aus der Abstraktion zurück ins Figürliche. „Es ist ein Werk, das die Wage hält zwischen formaler Autonomie von Farbe und Form einerseits und der traditionellen Abbildhaftigkeit andererseits. Sie befriedigt die Sehnsucht des Betrachters nach wirklichkeitsnaher Illustration genauso wie nach Offenheit für Interpretation und Meditation.“ (Gerbert Frodl, in: Robert Hammerstiel – sein Werk, Brugg 2001, 17.) Raumtiefe entsteht hier nicht durch Perspektive, sondern vielmehr durch die schwarzen Linien, die den Blick in das hintere Zimmer leiten. Diese Hinwendung zu Fläche und Farbe erfolgte nach Robert Hammerstiels erstem New York Aufenthalt 1988, dem wichtigsten Wendepunkt seines künstlerischen Lebens. Neben amerikanischen Kunstströmungen wie der Pop-Art war es hier auch der Alltag auf der Straße, seine grelle Buntheit, die ihn beeindruckten und zu einer neuen, strahlenden Farbgebung inspirierten, weg von den gedämpften Erdtönen der früheren Werke. (Nina Binder)