Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

27. November 2014, 15:00 Uhr

0808

Caravaggio Umkreis

(Caravaggio 1562 - 1609 Porto Ercole)

„David und Goliath“
Öl auf Leinwand; ungerahmt
95,5 × 72 cm
Rechts unten undeutlich bezeichnet (später hinzugefügt)

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Das Gemälde wurde von Prof. Manfred Schreiner, Akademie der Bildenden Künste, im Jahre 2012 untersucht. Aus materialtechnischer Sicht erhebt er keinerlei Einwand gegen eine Entstehungszeit des Gemäldes bereits im 16. Jahrhundert. Er stellt fest, dass es sich gemäß der naturwissenschaftlichen Untersuchung bei der Bezeichnung rechts unten um eine spätere, im 19. Jahrhundert hinzugefügte Beschriftung handelt.

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 23.040 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die biblische Geschichte vom Sieg Davids über den Riesen Goliath nimmt in der Kunst des Barock eine besondere Stelle ein und wurde oft auch im Sinne von "Demut schlägt Überheblichkeit" interpretiert. Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio, hat dieser Szene in insgesamt vier bekannten Versionen zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine neue Dramaturgie verliehen, die für viele Nachfolger beispielhaft geworden ist. Bezeichnend für die Caravaggisten sind die Helden, die direkt aus dem Leben gegriffen sind, Knaben aus den Straßen Italiens, in natürlicher und überaus realistischer Weise dargestellt. Die verkürzte Handlung - David mit dem erschlagenen Haupt des Goliath - gewinnt mit dem von Caravaggio zur Perfektion gebrachten Chiaroscuro an Leben und packender Dramaturgie.

Der Meister des vorliegenden Gemäldes lässt seinen David als schönen Jüngling geradezu lässig und gelöst auf sein Schwert stützen. Im Hintergrund liegt das Haupt des riesigen Philisters am Boden. Sein muskulöser, schlanker Körper wird von der Seite schlaglichtartig beleuchtet, versinkt dann langsam in das Dunkel eines diffusen Hintergrundes. Meisterhaft gelingt es dem Künstler, die unterschiedlichen Qualitäten der nackten Haut, des roten Samthutes mit Feder sowie das Metall des Schwertes malerisch herauszuarbeiten und in den Kontrast des Hell-Dunkel einzubetten. (MHH)