0439
Herbert Brandl
(Graz 1959)
„o.T.“
1991
Öl auf Leinwand
210 × 180 cm
Signiert und datiert
Provenienz
Aus einer österreichischen Sammlung
Schätzpreis: ▲€ 20.000 - 40.000
Meistbot: ▲€ 22.000
Auktion ist beendet.
Sobald sich allzu virtuose malerische Effekte im Bild entfalten, steuert Herbert Brandl mit Brüchen entgegen, lässt die flüssige Farbe frei fließen, besudelt die „altmeisterliche“ Zone oder verschmiert mit der Farbmasse den vielschichtigen Kolorismus. Diese „Abtötung“, dieses Zumauern ist in zahlreichen Bildern der 1990er-Jahre anzutreffen, wenn auch dünnflüssiger und nicht so taktil und pastos wie im Jahrzehnt zuvor. Stumpfe Farben versiegeln das Bildfenster, jedoch gewähren sie hie und da den Einblick in das Dahinter, in die reiche Vielschichtigkeit der Malerei, die sich sedimentiert hat. Der Betrachter gräbt sich optisch in de Ablagerungen und Gesteinsschichten der Malerei, stößt auf schroffen Fels und dann wieder auf funkelnde Einschlüsse mit Tiefgang und Weite, wie eine nicht enden wollende Landschaft. Bewusste Setzungen und achtlose Spuren gehen Hand in Hand, Natur und Kunst vereinen sich. Manche Bilder mit dynamischen Gesten erinnern an schmutzverschmierte Fensterscheiben, die das Dahinter nur trübe hindurchlassen. In internationalen Gruppenausstellungen mit Albert Oehlen und Christopher Wool wurde dieser Aspekt hervorgehoben: anstelle der virtuosen Geste destruktiver Anstrich und Zermalung. Mit dieser Attitude bringt Brandl eine kritisch-destruktive Antwort auf die heroischen Bildschöpfungen des Abstrakten Expressionismus, relativiert die „Malerpranke“ zugunsten eines ausdifferenzierten und ambivalenten Verfahrens vor der Leinwand. (Florian Steininger)