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Roland Goeschl*
(Salzburg 1932 - 2016 Wien)
„Fenster Sesselbild“
1976
Kunstharzlack auf Holz
110 × 60 cm
Signiert und datiert rechts unten: Goeschl 76
Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Meistbot: € 15.000
Auktion ist beendet.
Aus einer Synthese seiner beiden künstlerischen Métiers, der Bildhauerei und der Malerei, legt Roland Goeschl hier ein perfektes optisches Erkenntnisbild im Sinn des Konstruktivismus vor. Die Primärfarben, die von der Farbtheorie des frühen 20. Jahrhunderts und der Bauhaus-Bewegung bei Johannes Itten ausgehend die Kunst ihres Jahrhunderts maßgeblich beeinflussten, begleiten auch Goeschl über weite Strecken seines Schaffens. Gerade die Arbeiten der 1960er und 1970er Jahre leben von der Stärke dieses Farbspiels aus den drei Grundfarben, die ihre Intensität aus ihrer laut verkündeten Unabhängigkeit beziehen. Ebenso verhält es sich mit den geometrischen Grundformen, die Goeschl für seine räumlichen Konstruktionen verwendet. Hier wird aus der zweidimensionalen Arbeit durch Betrachtung ein vielschichtiges räumliches Erlebnis, die farbigen Quader stapeln sich in die Höhe und erzeugen Bildtiefe, ihre scheinbare Unordnung verursacht Dynamik. Auf vorderster Folie sind ein Fensterkreuz und ein Stuhl erkennbar, deren Weiß sich mit dem des Bildgrundes vereint und dadurch äußere Grenzen verliert. Goeschls Skulptur „Schüttung“, ebenfalls von 1976 (Generali Foundation), steht in einer Gedankenfolge mit dem „Fenster Sesselbild“, in beiden experimentiert Goeschl mit „geschütteter“ Geometrie, die sich trotz scheinbarem Chaos zu einer mathematisch tauglichen Konstruktion fügt. Selten in seinem Werk sind konkrete Formen, wie hier Sessel und Fenster, die jedoch in der Rolle einer optischen Projektion bleiben, um den Betrachter von der Funktion der konstruktivistischen Sichtweise zu überzeugen.
(Claudia Lehner-Jobst)