Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

07. Oktober 2014, 16:00 Uhr

0277

Wolfgang Stifter*

(Ottensheim 1946)

„Akrotiri Red Beach - Querformat 1“
2004
Eitempera, Kreide, Kohle, Sand (aus Santorin, Red Beach) auf Leinwand
158 × 220 cm
Signiert unten mittig: Stifter 004
Bezeichnet und datiert auf der Unterseite: Akrotiri-Red Beach 2004

Literatur

"Wolfgang Stifter - Die Arbeiten auf Leinwand" Abb. S.77

Schätzpreis: € 6.000 - 12.000
Ergebnis: € 9.240 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Der von Wolfgang Stifter vor zehn Jahren gemalte, aus einer Reihe vergleichbarer Gemälde ausgewählte „Rote Strand“ von Santorin ist ein großes, kraftvolles und bewegtes Bild. Das für den Künstler charakteristische und in immer wieder neuen Anläufen erprobte Verschmelzen malerischer und graphischer Vorgänge erweist sich in ihm als elementare Einheit, unterstützt durch ein vielgestaltiges, differenziertes Rot einer in Aufbruch befindlichen Monochromie.

Von Santorin mit ausgesuchten roten Steinen ins heimatliche Ottensheim an der Donau zurückgekehrt, zerrieb Stifter diese in einer Kugelmühle unter Zusatz der von ihm schon immer bevorzugten Eitempera zu einem neuen feinen Naturpigment.

Dem ebenso sperrigen wie homogenen Bild ist die Auseinandersetzung mit den genannten Malmitteln ebenso anzumerken wie dessen Nähe zur Natur. Letztere lässt sich in Stifters Bildern und Graphiken nicht abbildhaft, sondern als jeweils vom Maler autonom gestalteter Ausschnitt des großen Weltganzen erleben.

Die Gleichzeitigkeit verschiedener Sinneseindrücke, die Assoziationsketten, die der Künstler Widerstände überwindend über die Leinwand spannt, stellen an das Reaktions- und Sehvermögen des Betrachters hohe Anforderungen. Gleiches gilt für das heiße und trockene, teils sandige, an anderer Stelle in übereinander liegenden Schichten aber auch dicht und dunkel festgemachte Rot des Malgrundes, das uns an Kunst- und Bauwerke der Antike, aber auch an den roten Sand noch nicht bespielter oder bereits benützter Tennisplätze denken lässt.

Dem künstlerischen Empfinden und Verständnis der Moderne bedeutet Andeuten mehr als Aussprechen, die Skizze mehr als die perfekte, zum Hypertrophen neigende Ausführung. Der ab Mitte der 1960er Jahren bei Maximilian Melcher an der Akademie der Bildenden Künste in Wien ausgebildete Künstler hat sich bis heute an diese Erkenntnis gehalten.

P e t e r B a u m