Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

07. Oktober 2014, 16:00 Uhr

0152

Alfred Kornberger*

(Wien 1933 - 2002 Wien)

„Akt auf blauem Sessel mit Spiegelbild“
1996
Öl auf Leinwand
121 × 151 cm
Signiert rechts unten: Kornberger

Literatur

Alfred Kornberger. Das Spektrum des Universums. Retrospektive anlässlich des 80. Geburtstages, Künstlerhaus Wien, Wien 2013, Abb S. 66; Franz Smola. Alfred Kornberger. Der Akt als Innovation, Verlag Christian Brandstätter, Wien 2007, WV-Nr. 1117, Abb. S. 420

Die Arbeit ist im Werkverzeichnis unter der Nummer 1117 angeführt.

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Ergebnis: € 35.640 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die betont erotische, aber auch forschende Betrachtung des Weiblichen zeigt sich im Werk Alfred Kornbergers durchgehend in allen Schaffensphasen der expressiven Aktdarstellungen. Die stilistische Entwicklung ist mit einem Seitenblick auf das aktuelle Kunstgeschehen seiner Zeitgenossen zu verstehen, zitiert aber auch die Auffassung großer Klassiker der Aktmalerei, wie Picasso, Matisse oder Schiele.
Die Frauendarstellungen Kornbergers aus den 1990er Jahren sind von leuchtender Farbigkeit, die das von Francis Bacon beeinflusste Dunkel der späten 1980er Jahre in eine neue Weltsicht auflösen. Das Spiegelthema als Mittel der Verdoppelung der Figur findet sich in einer Reihe von Werken Alfred Kornbergers, wie der „Akt mit Spiegelbild und grünem Haar“ (WVZ 1118) oder die „Sitzende mit Spiegelbild“ (WVZ 1119), beide im selben Jahr entstanden. Der hier vorgestellte Akt bezieht jedoch eine besondere Stellung, nimmt doch das Modell direkten Blickkontakt mit dem Betrachter auf, wenn auch über das Medium des Spiegels. Das Gesicht des Modells bleibt außerhalb des rechten Bildrandes verborgen, nur sein Spiegelbild zeigt die stilisierte Identität der Sitzenden. Kornberger wählte, wie oft in dieser Phase, Primärfarben als malerische Mittel mit klarer Aussage. Der blaue Stuhl schmiegt sich an den zurückgelehnten Körper des Modells, das stimulierende Rot der Draperie wird von einem rosig bis feurig schimmernden Inkarnat erwidert. Schatten in Grün und Blau, wie auch das blaue Haar, knüpfen an die revolutionären Resultate des Expressionismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Kornberger mischt in seinen Darstellungen gestisch-malerische und graphische Elemente zu flächiger Bildwirkung, vor monochrom weißem Grund wird der Spiegel nicht mehr als eine vertikale schwarze Linie, gleichermaßen skizziert er das Gesicht seines Modells, während sein malerisches Augenmerk auf der Modellierung des Körpers liegt, der selbst wiederum von schwarzer Kontur gefasst wird. Selten ruhen die Modelle Kornbergers derart in sich, meist winden sich seine Frauengestalten ekstatisch oder verzerrt. Der „Akt auf blauem Sessel mit Spiegelbild“ vermittelt hingegen komfortables Selbstbewusstsein. Der Künstler verließ kaum mehr sein Atelier, um die Facetten der Weiblichkeit seiner Modelle zu ergründen und negierte dabei vielfach äußere Einflüsse, um möglichst konzentrierte Variationen seines zentralen Themas aufzufinden. Kornberger bleibt in dieser, wie in allen anderen Phasen seines Aktstudiums, bei einer ausdrücklich männlich motivierten Sicht seines Gegenübers. (Claudia Lehner-Jobst)