Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

24. Juni 2014, 16:30 Uhr

0203

Rudolf von Alt

(Wien 1812 - 1905 Wien)

„Die Kaiserpromenade in Gastein“
1889
Aquarell auf Papier
33 × 39 cm
Signiert, datiert und bezeichnet links unten: R. Alt Bad Gastein Aug (1)889

Provenienz

Nachlass Rudolf von Alt, Wien, 1906; Kunstsammlung Artaria, Wien; Galerie Sternat, Wien, 1983; Privatbesitz, Österreich

Literatur

Katalog Galerie H. O. Miethke, Öffentliche Versteigerung des künstlerischen Nachlasses Rudolf von Alt, 2. - 11. Februar 1906, Nr. 141; Walter Koschatzky, Rudolf von Alt, Wien, Köln, Weimar 2001, S. 393, WV-Nr. 89/07

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Ergebnis: € 29.440 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Zwischen 1886 und 1899 verbrachte Rudolf von Alt regelmäßig die Sommermonate in Begleitung seiner jüngsten Tochter Louise in Bad Gastein. Trotz den Beschwerden des Alters und dem oft regenreichen Wetter gelangen ihm Aquarelle, die - wie Walter Koschatzky es eindeutig definierte - "sein ohnehin an Höhepunkten überreiches Lebenswerk bekrönen". Dieses fasziniert ja nicht allein wegen der stupenden Führung seines Pinsels, die jedes noch so komplizierte Motiv mit luftiger Leichtigkeit zu fassen verstand, sondern auch wegen der in Dezennien verlaufenden, steten Weiterentwicklung seines Stils. Alt blieb nie stehen, selbst mit knapp 80 Jahren übte er die ohnehin schwierige Technik des Aquarells in einer Weise aus, "die ihren bisherigen Möglichkeiten geradezu diametral entgegengesetzt scheint" (W. Koschatzky). Es sind vor allem die im Sommer entstandenen Bilder in Gastein, bei denen diese, das Flirrende und Unbeständige eines Augenblicks erfassende Malweise in überraschenden wie faszinierenden Beispielen manifest wird.

Der bis heute berühmte Höhenweg der "Kaiserpromenade in Gastein" vom Zentrum des Ortes in Richtung des Talausganges verläuft stellenweise durch dichten Wald bevor er wieder Ausblicke auf die Bergwelt zeigt. Alt wählte aber gerade eine Stelle, wo hohe Fichten den Horizont bzw. die steil abfallende Schlucht dahinter verbergen. Wahrscheinlich hat er selbst auf einer Bank Platz genommen und spontan den Anblick der rastenden Kurgäste wie Spaziergänger inmitten der reizvollen Reflexe des Sonnenlichtes festgehalten. Und genau diese wenig spektakuläre Ansicht macht die Modernität des Blattes aus: hier passiert Malerei um ihrer selbst willen und nicht wegen des Motivs. Die vielfältigen Töne von Grün und Braun sind das Thema oder wie eine Farbe im Schatten fahl und im Licht als weißlicher Glanzpunkt erscheint, wie sich in diesem diffusen Zwischenbereich Formen auflösen und das Detail irrelevant wird. Und letztlich geht es um die Erfassung der ständigen Bewegung in der Natur, für das der Maler die Technik der Andeutung, der bewussten Offenlegung des Papiergrundes anwandte.

Rudolf von Alts Bilder sind nie Veduten, auch wenn sie bekannte Topographien beschreiben. Im Grunde ist es irrelevant, welches Motiv er wählt, denn die Größe seiner Kunst liegt in der unkonventionellen und experimentellen Interpretation von Wirklichkeit, die unsere eigene Wahrnehmung bewusst spielerisch und fordernd mit den Mitteln der Malerei hinterfrägt. (MHH)