Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

24. Juni 2014, 18:00 Uhr

0522

Friedrich Heinrich Füger

(Heilbronn 1751 - 1818 Wien)

„Halbbildnis einer Dame“
um 1810
Öl auf Leinwand, doubliert
89 × 58 cm
Rückseitig auf Keilrahmen handschriftlich bezeichnet: Therese Saal (Sängerin)/ Friedrich Heinrich Függer (Heilbronn 1751-1818 Wien) / (1802 Österr. Galerie) Inv. Nr. 4184

Provenienz

seit ca. 25 Jahren in österreichischem Privatbesitz

Literatur

Robert Keil, Heinrich Friedrich Füger. 1751-1818. Nur wenigen ist es vergönnt das Licht der Wahrheit zu sehen, Wien 2009

Expertise Dr. Robert Keil, Wien, 12. Februar 2014 mit der Bestätigung als eigenhändiges Werk Friedrich Heinrich Fügers liegt bei.

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Meistbot: € 8.000
Auktion ist beendet.

Der 1751 in Heilbronn geborene Heinrich Friedrich Füger gilt als der bekannteste österreichische Künstler des Klassizismus. Seine Ausbildung zum Maler begann er 1764 beim Hofmaler Nicolas Guibal an der Kunstakademie in Ludwigsburg. Seine weitere künstlerische Entwicklung wurde stark von Anton Raphael Mengs beeinflusst, dem er während seines mehrjährigen Studienaufenthalts in Rom ab 1776 begegnete. 1783 berief Staatskanzler Wenzel Anton Graf Kaunitz ihn als Vizedirektor an die Wiener Akademie. Die bereits damals zu den führendsten Kunstakademien Europas zählende Ausbildungsstätte erlebte unter seiner Leitung als Direktor ab 1795 eine erneute Blütezeit. Weiters hatte er ab 1806 die Position des Direktors der kaiserlichen Gemäldegalerie und des Schlosshauptmanns in Schloss Belvedere inne. Sein damaliges Ansehen in den höchsten Gesellschaftskreisen verdankt Heinrich Füger seinen Miniaturen und Porträts. Erst später wandte er sich großformatigen Historiengemälden zu.

Das vorliegende Halbbildnis zeigt eine Dame in weißem Kleid vor einem blauen, von zarten Wolken durchzogenen Hintergrund. Die im Nachhinein ausgeführte Bezeichnung auf der Rückseite des Bildes verweist auf das in der Österreichischen Galerie, Belvedere befindliche Gemälde der Sängerin Theresia Saal aus dem Jahr 1902, allerdings lassen sich keine physiognomischen Ähnlichkeiten ausmachen (vgl. Keil 2009, WV 505). Der große Reiz von Fügers Porträts liegt in der Ambivalenz von klassizistischem Schönheitsideal und einer neuen realistischen Beschreibung des jeweiligen Porträts. Mit den differenzierenden Mitteln der Farbe vermag der Maler außerdem das Typische seiner Dargestellten mit jedem Pinselzug auszudrücken: das porzellanene Weiß der Haut mit dem feinen Übergang zum zarten Stoff des Kleides sowie die rosa Tönung der Wangen unterstreichen die Zerbrechlichkeit des jungen Mädchens, während der strenge, fast stolze Blick aus den dunklen Augen Selbstsicherheit und Stärke zum Ausdruck bringen.

Die seitliche Positionierung der Figur mit der koketten Drehung des Kopfes hin zum Betrachter ist eine typische Kompositionslösung von Füger, die dem Bild Raum und Lebendigkeit verleiht. Bei dem kleinen Gegenstand in ihrer Hand, dessen Betrachtung das Mädchen offensichtlich gerade unterbrochen hat, könnte es sich um einen Spiegel oder eine Porträtminiatur handeln, was dem Bildnis eine doppelte Bedeutung verleiht. Charakteristisch ist auch die unvollendete Ausführung des Gemäldes, denn, wie Robert Keil in seinem ausführlichen Gutachten feststellt, lässt sich gerade bei Füger „..der Übergang vom Unvollendeten zum Endgültigen nur schwer ziehen. Er geht selbst in der Malerei mit dem Pinsel genauso vor wie für eine Zeichnung mit dem Stift. Die Pinselstriche bleiben sichtbar. Und genau darin liegt der Reiz seiner Kunstwerke.“ (MHH)