Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

13. Mai 2014, 17:00 Uhr

0038

Hans Makart

(Salzburg 1840 - 1884 Wien)

„Dame mit Schmuckkästchen“
vor April 1880
Öl auf Holz
50 × 72 cm
Signiert rechts unten: Hans Makart
Rückseitig Etikett mit Bezeichnung

Provenienz

Galerie H.O. Miethke, Wien; Privatbesitz, Deutschland; Privatbesitz, Österreich

Ausstellung

Österreichischer Kunstverein, Wien 1880, Kat.-nr. 9; Österreichischer Kunstverein, Wien 1884, Kat.-nr. 25

Literatur

Österreichische Kunstchronik IV, Nr. 1, 1.5.1880, S. 12; Wilhelm Lauser, Makart und kein Ende, in: Die Kunst in Österreich-Ungarn II, 1885; Gerbert Frodl, Hans Makart. Monographie und Werkverzeichnis, Salzburg 1974, S. 445, Nr. 666; Gerbert Frodl. Werkverzeichnis der Gemälde, Wien 2013, S. 246, WV-Nr. 402 (Farbabb.)

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 70.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Hans Makart war eine außergewöhnliche Künstlerpersönlichkeit, die einer ganzen Epoche seinen Namen gab. Mehr als eine Dekade lang – bis zu seinem frühen Tod 1884 – gab es keinen Künstler, dessen Ruhm mit seinem vergleichbar gewesen wäre. Die Sinnlichkeit seiner Farben, seine Selbstdarstellung als Malerfürst, sein Einfluss auf Wohnstil und Mode blieben beispiellos. Makarts berühmtes Atelier, in dem prunkvolle Kostümfeste gefeiert wurden, war eine Touristenattraktion Wiens. Besucher aus aller Welt gingen hier ein und aus, sogar die Kaiserin.

Geboren wurde der Künstler 1840 in Salzburg, er stammte aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater war Verwaltungs-Kontrolleur im Schloss Mirabell, wo Makart auch aufwuchs. Seine erste Ausbildung erhielt der junge Künstler in der Maler-Vorbereitungsklasse an der Wiener Akademie. Vom Studium in Wien war er wenig begeistert, da ihn das Kopieren von Gipsbüsten eher enttäuschte und kaum künstlerisch anregte. Er ging wieder zurück nach Salzburg, wo er bei einem Graveur eine Lehre begann, bis ihm der Erzbischof von Salzburg die Möglichkeit eröffnete, in München an der Akademie bei Karl von Piloty zu studieren.
Bald zeigte sich seine außergewöhnliche Begabung und Virtuosität; sein Lehrer, davon überaus beeindruckt, lieh ihm Geld für Studienreisen nach London, Paris und Rom. Im Alter von nur 28 Jahren gelang Hans Makart der künstlerische Durchbruch: Von seiner „Pest in Florenz“ zeigte sich das Münchner Publikum begeistert. Zahlreiche Aufträge, und damit die finanzielle Unabhängigkeit, waren die Folge.

1869 wurde Hans Makart vom Kaiser nach Wien berufen und erhielt in der Gusshausstrasse ein Atelier. Bei dessen Ausstattung setzte er die Maßstäbe für jenen Lebensstil, den das wohlhabende Bürgertum in der Folge übernahm. 1879 wurde Hans Makart zum Professor an der Akademie ernannt. Anlässlich der Silberhochzeit des Kaiserpaares erhielt der Künstler von der Stadt Wien den Auftrag zur Gestaltung des Huldigungsfestzuges: Er beschloss, den Einzug Karls V. als „lebendiges Bild“ aufzuführen. Das pompöse Ereignis fand auf der Ringstraße statt. Zehntausende Menschen wohnten den Huldigungen der Handwerker, Berufsgruppen und Industrien der Monarchie, alle im Kostüm der Dürerzeit, bei.

Unser Gemälde zeigt eine junge Dame in einer historischen Phantasierobe, entsprechend der Mode der Renaissance, mit breitem Spitzenkragen und geschlitzten Ärmeln. Die Dargestellte kniet am Boden und ist gerade im Begriff ein reich verziertes Schmuckkästchen zu öffnen, welches auf einem Sessel platziert ist. Der Deckel ist gerade erst einen Spalt breit geöffnet und die Neugierde der Frau überträgt sich auf den Betrachter, was mag wohl der Inhalt dieser wertvoll wirkenden Schatulle sein?
Nicht nur thematisch sondern vor allem auch stilistisch ist Makart hier ein besonderes "Schmuckstück" gelungen. Effektvoll hebt sich das helle Inkarnat der Frau und der weiße Stoff ihres eleganten Kleides vom dunklen Hintergrund ab, wo Braun, Schwarz und Beige-Töne dominieren. Die sehr nahsichtige Komposition besticht durch den für Makart typischen skizzenhaft-offenen Pinselstrich, welcher die Szene lebendig und spontan wirken lässt. (MS)