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Die Darstellung der bäuerlichen Ernte ist ein Thema, das in der Malerei Josef Dobrowskys in unterschiedlichen Varianten über Jahrzehnte hinweg bis ins späte Schaffen immer wieder kehrt. Künstlerische Anregung fand er in den Gemälden Pieter Breughels d. Ä., dessen Schilderungen bäuerlichen Lebens ihn auf der Suche nach einer eigenen Bildsprache entscheidend beeinflussten.
Unsere frühe, 1927 entstandene Ernteszene beeindruckt durch ihr außergewöhnliches, von intensiven Rosa- und Rottönen bestimmtes Kolorit. Die verschiedenen Figuren, die isoliert voneinander ihrer Arbeit nachgehen, tauchen auch auf anderen Erntebildern Dobrowskys auf: der Bauer rechts, der eine Getreidegarbe über die Schulter gelegt hat, die Bäuerin, die das Geerntete zu einem Haufen türmt und die rastenden Bauern in der unteren linken Bildecke gehören zum prototypischen Bildrepertoire in jenen Darstellungen Dobrowskys, die vom Einbringen des Getreides erzählen.
In auffallendem Kontrast zur Bodenständigkeit des Themas sind erdhafte Töne in dieser kleinen, in Öltempera auf Holz gemalten Bildtafel vollkommen ausgeblendet. Weiß und Grün in verschiedenen Nuancen, Schwarz in dick akzentuierten Konturen, vor allem aber das leuchtende Rot und Rosa prägen das Bild. Von der bloßen Gegenstandsbeschreibung befreit, übernimmt die Farbe eine wichtige Rolle in der Bildkomposition: sie dominiert die Form und avanciert zum wesentlichen Protagonisten der Darstellung. Dieser raffinierte Umgang mit der expressiven Farbe bereichert die verschiedenen Fassungen des Erntethemas innerhalb von Dobrowskys Oeuvre um eine bemerkenswerte, rare Facette. (CMG)