Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

13. Mai 2014, 17:00 Uhr

0080

Ferdinand Brunner*

(Wien 1870 - 1945 Wien)

„Bäuerliches Gehöft“
um 1920
Öl auf Leinwand
35 × 35 cm
Signiert links unten: Ferdinand Brunner
Auf Etikett rückseitig bezeichnet: Aus Haslach, O.Ö

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Gutachen von Mag. Peter Kovacek, geschrieben im November 1986, liegt bei.

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Auktion ist beendet.

Anders als viele Malerkollegen hat sich Brunner nie dem flüchtigen Augenblick verschrieben. Stattdessen war er stets bemüht, die Atmosphäre, die Poesie des Ortes als bleibenden Eindruck auf die Leinwand zu bannen. In friedlichen, undramatischen Naturszenerien Ober- und Niederösterreichs, Böhmens und Ungarns fand er sein bevorzugtes Motiv- und Themenrepertoire.
Unspektakulären Motiven wie dem "Bäuerlichen Gehöft" verlieh er auf unnachahmliche Weise einen lyrischen Stimmungscharakter. In dieser lichtdurchfluteten Landschaft wird das Auge des Betrachters entlang eines schmalen, von Holzzäunen begrenzten Landweges in die Bildtiefe bis zum fernen Horizont geleitet, während der Bauernhof teils hinter dem Grün hoher Bäumen verborgen bleibt. Genau im Bildzentrum platziert, fungieren diese Bäume als wesentliches Element in einer harmonisch ausgewogenen Bildkomposition. Wirkungsvoll heben sich die Baumkronen vor dem mit wenigen Wolken bedeckten Himmel ab, dessen leuchtendes Blau die halbe Bildfläche einnimmt. Brunner verzichtet auf schmückende Staffage und legt den Akzent auf das spannungsvolle Verhältnis von Fläche und Raum. Charakteristisch ist die reduzierte, zu monochromen Flächen tendierende Farbpalette und ein malerisch versiertes Spiel mit Licht und Farbe.

Am 1. Mai 1870 in Wien geboren, trat Ferdinand Brunner 1891 in die Klasse für Landschaftsmalerei an der Wiener Akademie unter der Leitung von Eduard Peithner von Lichtenfels ein. Wählte er zunächst noch die Landschaftsmalerei des späten 19. Jahrhunderts in der Nachfolge von Emil Jakob Schindler als künstlerischen Ausgangs- und Orientierungspunkt, so zeigen Arbeiten um 1900 deutliche Affinitäten zum Jugendstil, vor allem die Nähe zu Gustav Klimt und Carl Moll ist oft unverkennbar. Schon bald jedoch gelangte Brunner zu einer sehr eigenständigen künstlerischen Ausdrucksweise. 1901 wurde er Mitglied im Wiener Künstlerhaus. 1904 und 1906 präsentierte er seine Landschaftsbilder in Düsseldorf, später stellte er im Münchner Glaspalast aus. Sein künstlerisches Schaffen wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt: 1906 wurde ihm der Kaiserpreis verliehen, 1910 die Große Goldene Staatsmedaille, 1924 und 1927 erhielt er den Wiener Volkspreis, 1935 den Gustav-Figdor-Preis. Bereits zu Lebzeiten vermochte Brunner das Interesse von treuen Sammlergruppen zu wecken. (CMG)