Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

13. Mai 2014, 17:00 Uhr

0138

Franz Grabmayr*

(Pfaffenberg b. Obervellach/Kärnten 1927 - 2015 Wien)

„Altes Haus“
1987
Öl auf Leinwand
96 × 116,5 cm
Rückseitig signiert und datiert: Grabmayr 1987

Provenienz

direkt vom Künstler erworben; seither Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 26.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Franz Grabmayrs Liebe für einen betont malerischen Stil und den großen Stellenwert den die Farbigkeit in seinen Bildern besitzt, hat sich auch auf die nachfolgende Künstlergeneration ausgewirkt. Seine Kunst hat Vorbildwirkung vor allem für die in den 1980er Jahren groß gewordenen Jungen Wilden: auf Künstler wie Herbert Brandl, Gunter Damisch und Hubert Scheibl. Auch bei ihnen finden wir eine betont malerische Malweise, einen schwungvollen, heftigen Pinselstrich und eine von enormer Wucht geprägte kräftige Farbigkeit. Es geht um die „Befreiung von den repressiven Zwängen des Intellekts, der über die Kunst der vergangenen Dekade seine Herrschaft ausgeübt hatte“. (Robert Rosenblum, in: P.W. Hartmann, Das grosse Kunstlexikon, Neumarkt 1996, o.S.) Dabei besinnen sich die Jungen auf die Möglichkeiten der expressiven Farbmalerei mittels derer Stimmungen und Empfindungen ausgedrückt werden können. Die Malerei Franz Grabmayrs besitzt da Vorbildwirkung.

Das 1987 entstandene „Alte Haus“ ist gestische Farbmalerei in Reinkultur. Mit wilden Pinselstrichen füllt der Künstler die gar nicht so kleine Leinwand. In verschiedenen Grüntönen wuchert da die Natur: hellgrüne Wiesen, dunkle Baumkronen, gelb blühende Sträucher. Mittendrin, fast schon Teil dieser überbordenden Pflanzenpracht, steht das alte Haus mit seinen weißen Mauern und dem rotgedeckten Dach. Darüber ein zartblauer Himmel mit weißen Wolken, die mit den Mauern des Hauses korrespondieren. Grabmayr setzt seine Malerei im assoziativen Bereich an. Auch wenn man den Titel nicht kennen würde, man würde die zielsicher gesetzten Pinselstriche als Haus erkennen und das Grün dem Garten, das Blau dem Himmel zuordnen. Je länger man aber auf das Gemalte blickt, desto mehr lösen sich die Formen auf, desto mehr entwickeln die Farbgebirge ein Eigenleben. Alles scheint plötzlich in Bewegung zu geraten, nichts ist mehr am richtigen Platz. Von der Wucht der Pinselstriche geht eine ganz eigene Dynamik aus, die das Motiv dem Banalen entrückt. Hier gelingt es Franz Grabmayr meisterlich das Bodenständige mit dem Fortschrittlichen zu verbinden und seinen Stellenwert in der österreichischen Kunstlandschaft einmal mehr unter Beweis zu stellen.
(Sophie Cieslar)