Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

13. Mai 2014, 17:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

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Otto Muehl*

(Burgenland 1925 - 2013 Portugal)

„Florence (Unfälle im Haushalt)“
1986
Acryl auf Leinwand
150 × 130 cm
Rückseitig bezeichnet: Muehl 4.12.86 "FLORENCE"

Provenienz

ehemals Sammlung Leopold.

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

1986 entsteht die Serie „Unfälle im Haushalt“, mit der Otto Muehl neuerlich seinen Stil komplett ändert. Nunmehr orientiert er sich an Künstlern wie Roy Lichtenstein oder Tom Wesselmann und der Pop-Art. Kennzeichnend sind die starken Umrisslinien und die fehlende Modulierung. Wie in Comics oder Ausmalheften sind die einzelnen Felder flächig ausgefüllt, Pinselstrich ist keiner zu erkennen, die Emotionalität des Künstlers ist aus der Malerei verbannt. Das Artifizielle der Darstellung wird zudem durch die „unnatürliche“ Farbwahl unterstrichen. „Florence“, die mit herausfordernder Miene und selbstbewusst verschränkten Armen da steht, hat grüne Haare und einen violetten Teint. Der pistazienfarbige Hintergrund wirkt fast kitschig. Durch das große Format und die Ausschnitthaftigkeit des Bildes erzielt Muehl eine besonders eindringliche Wirkung auf den Betrachter und durch das Herauslösen der Figur aus einem erkennbaren Umfeld und das Setzen vor einen neutralen, leeren Hintergrund, kommt es zu einer neuen Auseinandersetzung mit dem Dargestellten.

Muehls Appell an die Künstler „sich nicht hinter Abstraktheit zu verstecken“ (Danièle Roussel (Hg.), Otto Mühl. Aus dem Gefängnis 1991 – 1997. Briefe / Gespräche / Bilder, Klagenfurt 1997, S. 111) wird hier auf die Spitze getrieben. Der Künstler erschafft eine neue, hyperästhetische Wirklichkeit als Sinnbild des prallen Lebens und der gelebten Sexualität, jene Pole, die seiner Meinung nach das Leben und die Kunst erst mit Sinn erfüllen: „der künstler zieht sich zurück von der welt, kehrt in sich, gestaltet irrbilder, entwirft ideen, merkt, dass er nichts kann, dass alles unsinn ist…der künstler muss in die wirklichkeit hinuntersteigen wie zarathustra in die niederungen, um dem volk seine neuen thesen zu verkünden, kunst ist nicht selbstzweck, sondern eine hilfswissenschaft fürs leben, um das leben genießen zu können, um ein genussvolles sinnerfülltes leben zu haben, ein leben hat nur dann einen sinn, wenn alle sinne beansprucht sind.“ (Otto Muehl, Kunst – Leben – Sexualität, (2002), in: Otto Muehl. Leben / Kunst / Werk. Aktion Utopie Malerei 1960 – 2004, Ausstellungskatalog, MAK, Wien 2004, S. 32)
(Sophie Cieslar)