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Auction: Contemporary Art

19. March 2013

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0116

Maria Lassnig*

(Kappel am Krappfeld/Kärnten 1919 - 2014 Wien)

„Der Rote Zorn“
1984
Öl auf Leinwand
72 × 65 cm

Estimate: € 70.000 - 140.000
Auction is closed.

Maria Lassnig *
(Kappel am Krappfeld/Kärnten 1919 geb.)

Der Rote Zorn - Gebückte Figur
Öl auf Leinwand
72 x 65 cm
1984
Rückseitig signiert: Maria Lassnig

"Wenn ich nicht sagen würde, dass das Körperbilder sind, würden es die Leute nicht wissen. Eigentlich ist es nur mein Bekenntnis, dass sie das als Körperbewusstsein auffassen müssen, weil ich sage, dass es das ist, aber sehen können sie es nicht, bei den richtigen Körpergefühlsbildern sehen sie es nicht. (…) Im Unterschied zu meinen Kollegen ist es wichtig, dass ich sage, wovon ich in meinen Bildern ausgehe (…) Ich habe das erfunden, ich habe das gefunden, und weil es so schwierig ist, war es für mich die Herausforderung. Ich verstehe gut, dass alle anderen das nicht sehen. Ich glaube, es ist für jemanden, der nichts von mir weiß, nicht möglich, meine Bilder als Körpergefühlsbilder zu erkennen. Er sieht nur zerstückelte Wesen oder überhaupt nur Striche, die vielleicht manchmal mit etwas Realem enden."
(Maria Lassnig)

1941 trat Lassnig in die Meisterklasse Wilhelm Dachauer der Wiener Akademie der bildenden Künste ein, die sie, weil man ihre Werke als „entartet“ einstufte, schon 1943 wieder verlassen musste. Sie führte ihr Studium bei Ferdinand Andri und Herbert Boeckl fort. Nach ihrem Diplom im gleichen Jahr kehrte sie 1945 nach Klagenfurt zurück. 1948 ist dies auch der Ort ihrer ersten Einzelausstellung, auf der sie „Körperbewusstseinszeichnungen“ und kleine surreale Figurenkompositionen zeigte.

1951 zog sie wieder nach Wien. Ein Paris-Stipendium im gleichen Jahr sowie ein weiterer Aufenthalt 1952 brachte sie in Kontakt mit André Breton, Benjamin Péret, Gisèle und Paul Celan. Erst 1954 kehrte sie an die Akademie der bildenden Künste zurück und schloss in der Klasse Albert Paris Gütersloh ihre akademische Ausbildung ab. Gemeinsam mit Wolfgang Hollegha, Josef Mikl, Markus Prachensky und Arnulf Rainer gehörte sie zum Kreis um Monsignore Otto Mauer, einem kunstinteressierten Geistlichen und Gründer der „Galerie nächst St. Stephan“. Ein weiterer wichtiger Kontakt waren die Literaten der „Wiener Gruppe“ Friedrich Achleitner, H.C. Artmann, Gerhard Rühm und Oswald Wiener. Gemeinsam mit Arnulf Rainer galt sie als Begründerin der informellen Malerei in Österreich.

Zwischen 1961 und 1968 lebte Lassnig vorwiegend in Paris und malte erste Körperbewusstseinsaquarelle sowie zwei Meter hohe Körpergefühls-Figurationen, die aber nie ausgestellt wurden. 1964 starb ihre Mutter, das Thema des Todes fand vermehrt Eingang in Lassnigs Bilderwelt.

1968 bezog sie ein Atelier in East Village in New York, wo ihre Arbeiten als „strange“ und „morbide“ abgelehnt wurden. Sie besuchte eine Siebdruckklasse in Brooklyn, es entstanden großformatige Seidensiebdrucke, 1970 nahm sie an einem Zeichentrick-Kurs an der School of Visual Arts teil. Sie kaufte eine 16-mm-Filmkamera und stellte erste eigene Filme her. Ihr zeichnerisches und filmisches Werk wurde in einer großen Retrospektive in der graphischen Sammlung Albertina in Wien gezeigt. Ein DAAD-Stipendium brachte sie 1978 nach Berlin.

Erst 1980 kehrte sie aus den USA nach Wien zurück und übernahm an der Hochschule für angewandte Kunst eine Professur für Malerei. Gemeinsam mit Valie Export vertrat sie Österreich auf der Biennale in Venedig. 1982 gründete sie in ihrer Meisterklasse Österreichs einziges Lehrstudio für Trickfilm.

Auf der documenta in Kassel wurden Werke Lassnigs 1982 und 1997 ausgestellt. In diesem Zeitraum fanden auch zahlreiche Einzelausstellungen statt, so im Museum des 20. Jahrhunderts in Wien, im Kunstmuseum Düsseldorf und der Kunsthalle Nürnberg, in der Kärntner Landesgalerie, der Galerie Hundertmark in Köln und der Galerie Onnasch in Berlin, im Kunstmuseum Luzern, ab den 1990er Jahren dann auch in Paris, New York, Den Haag, Frankfurt am Main, Zürich, München und Rom.

Am 18. Februar 2004 erhielt sie für ihren „außergewöhnlichen Beitrag zur zeitgenössischen Malerei“ den mit 50.000 Euro dotierten Max-Beckmann-Preis der Stadt Frankfurt. Mit der alle drei Jahre vergebenen Auszeichnung werden hervorragende Leistungen in Malerei, Graphik, Bildhauerei und Architektur gewürdigt. Anlässlich Ihres 90. Geburtstages ehrte sie das Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien 2009 mit der großen Schau "Das Neunte Jahrzehnt".