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Auction: Old Master Paintings

13. November 2012

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0049

Philippe de Momper

(Antwerpen 1598 - 1634 Antwerpen)

„Dörfliche Winterlandschaft“
Öl auf Leinwand, doubliert
72 × 115 cm

Estimate: € 35.000 - 70.000
Result: € 76.800 (incl. fees)
Auction is closed.

Philippe de Momper
(Antwerpen 1598–1634 ebd.)

Winterlandschaft mit Kirche
Öl auf Leinwand, doubliert, 70 × 114 cm
1620er Jahre
Provenienz: Deutsche Privatsammlung
Gutachten Dr. Klaus Ertz, Lingen, den 01. Oktober 2012, liegt bei.

Die Gemälde Philippe de Mompers wurden früher oft für die seines Vaters Josse de Momper d.J. gehalten. Ebenso die Werke von Frans de Momper, dem Neffen Josses und Cousin Philippes. In seinem 1986 erschienen Werkverzeichnis zu Josse de Momper d.J. hat Dr. Klaus Ertz auch die Werke Philippe und Frans de Momper näher beleuchtet. Er identifiziert die Gemälde des früher mit dem Notnamen bezeichneten „Trevisomalers“ mit dem Oeuvre Philippe de Mompers. Philippe de Momper wird 1598 als eines von zehn Kindern des Landschaftsmalers Josse de Mompers d.J. und seiner Frau Elisabeth Gobijn geboren. Aus dem Tagebuch von Jan Brueghel d.J. geht hervor, dass dieser zusammen mit Philippe eine Italienreise unternommen hat und 1622 in Rom nachweisbar ist. 1624 kehrt Philippe nach Antwerpen zurück und wird dort als Meistersohn in die St. Lukasgilde aufgenommen. Es ist davon auszugehen, dass Philippe dem Brauch nach seine Malerausbildung im Atelier seines Vaters erhielt, obwohl wir darüber keinen sicheren Beweis haben.1634 stirbt er als 36-jähriger in Antwerpen. Zwei Jahre später endet mit dem Tod des Vaters Josse die Aktivität des Malerateliers de Momper.

Die „Winterlandschaft mit Kirche“ zeichnet sich durch eine dick und pastos aufgetragene Malschicht aus und lässt alle Dinge, vor allem die Figuren, Bäume und Häuser, sehr plastisch erscheinen. Der Betrachter schaut von leicht erhobenem Standpunkt auf eine winterliche Dorflandschaft, welche durch schlangengleich emporwindende, verästelte und blätterlose Bäume, deren Kronen bis zum oberen Bildrand reichen, gegliedert wird. In der linken Bildhälfte dominiert eine Kirche, zu deren Linken ein in den Hintergrund führender verschneiter Weg, welcher durch zahlreiche Figuren, wie Wanderer, einen Schweinehirten, Pferdekarren und Reiter, belebter wird. Rechts von der mittleren Bauminsel sieht der Betrachter vor einer Ansammlung von Häusern einen zugefrorenen Fluss belebt mit schliffschuhlaufenden und sich auf dem Eis vergnügenden Menschen. Über dieser winterlichen Dorflandschaft erstrecht sich ein stark bewölkter Himmel mit vielen Vögeln. Eine von Wolken verdeckte Sonne lässt ihr fahles Licht auf die bunten Gewänder der Menschen fallen, so dass diese farbenprächtig in der Winterlandschaft leuchten.

In seinem ausführlichen Gutachten vergleicht Dr. Klaus Ertz vorliegendes Gemälde mit den Winterlandschaften von Josse und Frans de Momper. Beispielsweise die „Dörfliche Winterlandschaft mit Kirche“ von Josse de Momper d.J.“ (ehem. Amsterdam, Galerie de Boer, Leinwand, 95 × 155 cm, 1615–20, Mitarbeiter: Jan Brueghel d.Ä., Literatur: Ertz 1986, Kat. 398 mit Abb. 278) und Frans de Mompers „Winterliche Dorflandschaft“ (ehem. Hungerford, Slg. Bellis, Zu datieren: 40er – 60er Jahre des 17. Jahrhunderts, Literatur: Ertz 1986, Kat. A 190, Abb. 361). „Wenn man alle drei Bilder, auch das von Philippe, miteinander vergleicht, wird deutlich, dass sowohl Philippe als auch Frans aus dem Motivvorrat von Josse schöpften. Die Figuren der zu begutachtenden Winterlandschaft, die in Anlehnung an die der Brueghels von Philippe selbst ausgeführt worden sind, tragen zu dem Eindruck einer homogenen Landschaft bei. Die Staffage ist Bestandteil des Ganzen und ordnet sich ein in das gesamte Bild. Obwohl Vieles in den Gemälden von Philippe an die Arbeiten seines Vaters Josse erinnert, gibt es doch kein einziges Bild von ihm, das er ohne Abwandlungen kopierte. Er ist ein sehr selbständiger Maler, der Eigenes, Zeitgemäßes in seine Gemälde einfließen lässt. Die spezielle Art der persönlichen Handschrift machen die Bilder unverwechselbar.“ (vgl. Gutachten Dr. Klaus Ertz)