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Auction: Old Master Paintings

08. November 2011

0024

Johann Georg Platzer

(St. Michael in Eppan 1704 - 1761 St. Michael in Eppan)

„Pendants“
Öl auf Kupfer
je 56 × 78 cm

Estimate: € 150.000 - 250.000
Result: € 460.800 (incl. fees)
Auction is closed.

Johann Georg Platzer
(St.Michael in Eppan 1704–1761 ebd.)

Pendants – „Anbetung der Hirten“ und „Kreuzabnahme (Beweinung)“
Öl auf Kupfer (ca. 2 mm)

Anbetung signiert links unten: J G Plazer; Kreuzabnahme signiert mittig unten: J G Plazer
rückseitig auf Kreuzabnahme alte Inventarnummer 494
Provenienz: Sammlung Südfrankreich; 1967 Galerie Sanct Lucas Wien; seither Privatbesitz Österreich
Literatur: Katalog Galerie Sanct Lucas, Wien, Gemälde Alter Meister, Winter 1967/68, Nr. 30; Karl Plunger: Forschungsentwicklung über Johann Georg Plazer den Künstler aus dem Überetsch (1704-1761), in Sonderdruck aus "Der Schlern" 42, Bozen 1968, S.305; Karl Plunger: Johann Georg Platzer 1704–1761. Der Rokokomaler aus dem Überetsch. Eppan 1986, Verzeichnis der Werke S. 53, Nr. III.16. & III. 17. (mit Abb. S. 118f.)

Johann Georg Platzer gilt als führender Gesellschaftsmaler des österreichischen Rokoko. Schon zu Lebzeiten galten die exzellenten Kabinettstücke des an der Wiener Akademie unter Jacob van Schuppen ausgebildeten Meisters in höchsten Kreisen und weit über die Landesgrenzen des Habsburgerreiches als gefragte Sammlerobjekte. So war beispielsweise Albrecht von Sebisch, ein aus Breslau stammender Sammler, einer der größten Förderer des Künstlers. Auch nach der gesundheitlich bedingten Rückkehr Platzers an seinen Geburtsort Eppan im Jahre 1739 erhielt er regelmäßig Aufträge des Adels. Neben den wichtigsten Museen Österreichs befinden sich seine Werke noch heute in bedeutenden Sammlungen wie der Eremitage St. Petersburg, dem Victoria & Albert Museum London oder der Gemäldegalerie Kassel.
Unsere großformatigen, signierten und publizierten Kupfertafeln zeigen eindrucksvoll Platzers ganze maltechnische Virtuosität in Farbe und Komposition. Sie präsentieren in einer dichten, staffagereichen, aber dennoch wohl geordneten Komposition die „Anbetung der Hirten“ und die „Kreuzabnahme“ vor einem weiten Ausblick auf Bethlehem bzw. Jerusalem. Die kostbare Farbigkeit, durch den Malgrund des Kupfers besonders zur Geltung gebracht, steigert sich von den Bildrändern außen zum Hauptgeschehen nach innen in ein glänzendes Leuchten.
Dokumentierte Sujets aus dem Leben Christi sind eine Seltenheit unter den Werken Platzers. Eine weitere Fassung des Motivs der „Anbetung der Hirten“ befindet sich im Ferdinandeum, Innsbruck, und wird um 1740 datiert (Plunger, 1986, Nr. 15, Abb. S. 116). Sie gibt, wenn auch kleiner und auf das Hauptgeschehen reduziert, die grundlegende Komposition der Madonna und drei Hirten wider. Stilistisch besonders nahe stehen unsere Werke jedoch zwei weiteren – heute leider voneinander getrennten – Gegenstücken mit Szenen aus dem Leben Christi. In Größe (Öl auf Kupfer, 44 × 63 cm), Qualität und Dichte der Komposition ist in den Werken „Der wunderbare Fischzug“ (Salzburg Residenzgalerie) und „Das Wunder der Brotvermehrung“ (Historisches Museum der Stadt Wien) eine besonders enge Verwandtschaft zu dem hier vorliegenden Gemäldepaar zu attestieren.
Unsere den Beginn und das Ende des irdischen Lebens Christi darstellende Pendants zeigen Johann Georg Platzers große Stärke, dass er motivübergreifend, ob Genreszene, Historie oder Glaube die Malerei in seinem ganz eigenen Stil perfekt beherrscht. Sie demonstrieren wie meisterlich Platzer in seinen Kabinettstücken genrehafte Leichtigkeit mit andächtiger Intimität zu verbinden weiß und sind damals wie heute wahre Trouvaillen.