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Gilbert & George

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Gilbert & George

Gilbert & George inszenieren vor allem sich, ihr Leben, ihre Gedanken und Gefühle in großformatigen Werken. Sie verwenden dabei viele künstlerische Techniken, zu weiten Teilen in Mischform. Das künstlerische Anliegen ist niedrigschwellige, einfach verständliche „Kunst für alle“.

Die großformatige Fotoarbeiten von Gilbert & George, mit denen sie erst in den späten 1970er Jahren einem breiteren Publikum bekannt wurden, kreisen bevorzugt in spielerisch-naiver wie provokant-kitschiger Weise um kontroverse Themen wie Pietismus, Religion, Sexualität und Diskriminierung und implizieren damit eine von Prüderie und von Vorurteilen geprägte Gesellschaft voller Rassenhass, Schwulenfeindlichkeit u.ä. So zeigt das Tableau Black Church Face von 1980 das regungslose, aber vorwurfsvoll wirkende Gesicht eines schwarzen Jungen vor dem Altar einer beliebigen englischen neogotischen Kirche und lässt den Betrachter mit dieser scheinbaren, „anklagenden Frömmigkeit“ ohne jeglichen Lösungsansatz in der Vielfalt seiner Interpretationsmöglichkeiten allein.[1]

In ihrer teilweise grellen poppig-sakralen Bildsprache erinnern die imposanten Fotoarbeiten der beiden oft an viktorianische Glasmalereien und beeindrucken durch ihre Größe, wie beispielsweise Death after Life von 1984 mit einer Breite von 13,7 Metern.

In der medialen Aufmerksamkeit steht häufig die Darstellung tabuierter Gegenstände wie Geschlechtsorgane und Fäkalien.[2] Das Paar wendet sich in seinen letzten Ausstellungen 2007 mit Bildern insbesondere gegen den Katholizismus.[2]

Leben [Bearbeiten]Gilbert wurde in San Martin de Tor, Italien geboren und studierte an der Wolkensteiner und Halleiner Kunstschule in Österreich und der Kunstakademie in München Kunst, bevor er nach England zog. George wurde in Plymouth, Großbritannien geboren und studierte am Dartington College of Arts und der Oxford School of Art, heute Oxford Brookes University.

Die beiden trafen sich erstmals am 25. September 1967 als sie beide eine Skulpturenklasse der St Martins School of Art, heute Central Saint Martins College of Art and Design belegten.[3] Beide sagen, sie wären zusammengekommen, da George die einzige Person gewesen sei, die Gilberts schlechtes Englisch verstanden habe. In einem Interview des Daily Telegraphs von 2002 sagten sie über ihr Zusammentreffen: „Es war Liebe auf den ersten Blick.“ [4]. Es wird weithin angenommen, dass Gilbert & George eine Beziehung führen, und obwohl sie Fragen über ihr Sexualleben ablehnen, bezeichnet George Gilbert und sich in der Dokumentation „Imagine“, die am 8. Mai 2007 in Großbritannien ausgestrahlt wurde, als „zwei homosexuelle Schwuchteln“.

Performancekünstler [Bearbeiten]Bekannt wurden Gilbert and George als Performancekünstler. Als Studenten bildeten sie „The Singing Sculpture“ (1970), für die sie sich mit goldener Metallicfarbe bemalten, auf einem Tisch standen und zu einer Tonaufnahme des Liedes „Underneath the Arches“ des populären britischen Gesangs- und Comedypaares „Flanagan and Allen“ zeitweise für Stunden mimisch posierten.

Einige Werke der frühen 1970er Jahre bestanden darin, sich selbst beim Betrunkenwerden zu filmen. Üblicherweise tranken sie Gin. „Smashed“ (1973) war ein Set von Fotografien, die einen Trunkenheitsabend dokumentierten, während „Gordon's Makes Us Drunk“ (dt. Gordon's macht uns betrunken) ein Film des Paares ist, das den weitverbreiteten Gordon's Gin trinkt, Edward Elgar und Edvard Grieg hört und ab und an „Gordon's makes us very drunk“ oder leichte Variationen dieses Satzes von sich gibt. Diese Arbeit wird wie viele andere von Gilbert & George in absolut ausdrucksloser Weise ausgeführt.

Die zusammenpassenden Geschäftsanzüge, die sie bei diesen Aktionen getragen haben, sind zu einer Art Uniform geworden. Gilbert und George erscheinen selten ohne sie in der Öffentlichkeit. Es ist nicht bekannt, dass einer der beiden ohne den anderen gesehen wurde. Sie lehnen es ab, ihre Aktionskunst von ihrem alltäglichen Leben zu trennen und beharren auf dem Standpunkt, dass all ihre Aktivität Kunst sei. Das Paar betrachtet sich so als „living sculpture“ (lebende Skulptur).

Fotomontagen [Bearbeiten]Das Paar ist durch die großformatigen Fotomontagen bekannt geworden, etwa die Cosmological Pictures (1993), die in extrem hellen Farben erstellt sind, von hinten beleuchtet werden und mit schwarzen Rasterfeldern belegt sind, um den Eindruck von Glasmalereien zu erwecken.

Gilbert und George selbst sind häufig in den Werken zusammen mit Blumen, ihren Freunden, Anspielungen auf christliche Symbolik und Jugendlichen dargestellt. Die frühen Arbeiten waren in schwarz-weiß gehalten, dann kamen rote und gelbe Noten hinzu. Später sind die einfachen einer größeren Bandbreite gesättigterer Farben gewichen. Sonofagod (2005) kehrte zu einer dunkleren, düstereren Palette zurück.

Einige Serien ihrer Bilder haben die mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen, da sie gesellschaftlich tabuierte Darstellungen verwendet haben, etwa Nacktheit, Geschlechtsverkehr und Körperflüssigkeiten wie Kot, Urin und Sperma. Der Titel der Serie Naked Shit Pictures (1995) (dt. nackte Scheiße-Bilder) wurde breit rezipiert. 1986 wurden Gilbert & George von linken Kommentatoren kritisiert, da eine Serie von Werken wie die Verherrlichung 'rauher Kerle', etwa Skinheads wirkte, während das Bild eines Asiaten den despektierlichen Titel Paki trug, der allgemein zur Schmähung pakistanischer Migranten verwendet wird.

Im Mai 2007 waren Gilbert and George Thema der BBC-Dokumentation 'Imagine'. Am Ende der Sendung wurde ein Werk namens Planed zum freien Download für 48 Stunden auf den Websites von BBC und Guardian angekündigt. Personen, die das Werk heruntergeladen, ausgedruckt und die Teile zusammengefügt haben, besitzen jetzt einen originalen 'Gilbert & George'.

Lange Jahre waren sie in der Fournier Street, Spitalfields, East London ansässig. Seit 2000 werden ihre Werke in der zeitgenössischen Galerie White Cube, Hoxton Square ausgestellt.(Gilbert Prousch, 1943 St. Martin in Thurn/Italien geb.; George Passmore, 1941 in Plymouth/GB geb.)