Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

25. Juni 2020, 14:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

1200

Gustav Klimt

(Wien 1862 - 1918 Wien)

„Brustbild einer Frau im Profil nach links“
um 1904/05
Bleistift und roter Farbstift auf Papier
55,3 x 35 cm
Nachlassstempel rechts unten

Provenienz

aus dem Nachlass des Künstlers;
Sammlung Christian M. Nebehay, Wien;
Sotheby's London, 26.06.2008, Nr. 109;
österreichischer Privatbesitz

Ausstellung

1965 New York, The Solomon R. Guggenheim Museum, Gustav Klimt und Egon Schiele, Feb.-April, S. 30, Nr. 19 (Abb.);
1968 Wien, Albertina, Gustav Klimt - Egon Schiele. Zum Gedächtnis ihres Todes vor 50 Jahren, 05.04.-16.06., Nr. 38 (Abb.);
1970 Darmstadt, Mathildenhöhe, Internationale der Zeichnung, Sonderausstellung Gustav Klimt und Henri Matisse, 15.08.-11.11., Nr. 65 (Abb.);
1981 Hamburg, Kunsthalle, Experiment Weltuntergang, Wien um 1900, 10.04.-31.05., Nr. 36 (Abb.);
2011/12 Wien, Belvedere, Gustav Klimt und Josef Hoffmann. Pioniere der Moderne, 25.10.2011-04.03.2012;
2012/13 Wien, Belvedere, 150 Jahre Gustav Klimt, 13.07.2012-06.01.2013;
2018 Daegu, Südkorea, Eul Gallery, Secretly. Greatly

Literatur

Christian M. Nebehay (Hg.), Gustav-Klimt-Dokumentation, Wien 1969, Taf. XIII, S. 373 (Abb.);
Christian M. Nebehay, Gustav Klimt, Sein Leben nach zeitgenössischen Berichten und Quellen, München 1976, Abb. 191;
Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen 1904-1912, Bd. II, Salzburg 1982, WV-Nr. 1279, s/w-Abb. S. 47;
Agnes Husslein-Arco und Alfred Weidinger (Hg.), 150 Jahre Gustav Klimt, 150 Jahre Gustav Klimt, Katalog Belvedere, Wien 2012, Abb. S. 344;
Marian Bisanz-Prakken, Gustav Klimt. Drawings/Zeichnungen, W&K Edition, Wien 2012, Nr. 10 (Abb.);
Marian Bisanz-Prakken, Gustav Klimt. Drawings, W&K Edition, Wien 2018, Nr. 25 (Abb.)

Schätzpreis: € 75.000 - 150.000
Ergebnis: € 217.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Das subtil ausgeführte Bildnis ist ein bekanntes Beispiel aus einer Reihe von weiblichen Profildarstellungen, die Klimt 1904–05 nach verschiedenen anonymen Modellen gezeichnet hat. Diese ästhetisch wirksamen Blätter weisen keinen Zusammenhang mit den uns bekannten Porträtgemälden auf und entstanden offensichtlich als Selbstzweck. Was die unterschiedlich bekleideten Frauengestalten miteinander verbindet, ist die prägnante Schärfe ihrer Profilkonturen, wobei das für den Betrachter sichtbare Auge halb oder zur Gänze geschlossen ist; im Zentrum dieser Arbeiten steht der Ausdruck der Meditation. Die introvertierte Mimik der dargestellten Gesichter wurde vor allem von den weiblichen Idealgestalten des niederländischen Symbolisten Jan Toorop geprägt, der Klimt ab den späten 1890er Jahren entscheidend beeinflusst hat. Als weitere Inspirationsquelle diente ihm die Porträtkunst des italienischen Quattrocento. Die metallisch wirkende Präzision, mit der Klimt um 1904–05 seinen Bleistift geführt hat – eine Parallelerscheinung zu den frühen Gemälden seines Goldenen Stils – kommt in der hier präsentierten Zeichnung besonders zur Geltung. Dazu gesellt sich das ausgeprägte Interesse des Künstlers für dekorative Mikrostrukturen wie die kleinen Kringel im Gewand und im Halsschmuck. Klimts reich differenzierende Zeichenweise offenbart sich in diesem Bildnis von der kompromisslosen Schärfe des Profils und weiterer Einzelheiten im Gesichtsbereich bis zu den frei fließenden, formauflösenden Linien der Frisur und vor allem des Gewandes im unteren Bildteil; als einziger Farbakzent zeigt sich das subtile Rot der geschlossenen Lippen.
(Marian Bisanz-Prakken, 2018)