Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

01. Dezember 2018, 15:00 Uhr

0058

Franz West*

(Wien 1947 - 2012 Wien)

„o.T.“
Ende der 90er Jahre
Papiermaché, Metall, Kunststoffdeckel (Farbeimer)
H. 68 cm

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 70.000 - 140.000
Ergebnis: € 157.700 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Ausgehend von den Passstücken, die durch den eingeforderten Gebrauch starker Abnutzung preisgegeben waren, entwickelt Franz West in den 1980er Jahren eine neue Art der Skulptur auf Sockeln. Den Sockel per se als Teil einer konventionellen Präsentationsmaschinerie lehnt der Künstler ab. Vielmehr versucht er, dem Sockel eine neue Motivation zu geben, erhebt ihn gleich selbst zur Skulptur, es entstehen die Nachfolger der Passstücke die vom Künstler selbst so benannten „Legitimen Skulpturen“. Den interaktiven Aspekt ihre Vorgänger möchte er in den neuen Arbeiten nicht gänzlich preisgeben. Die Skulpturen aus Papiermaché mit Gips, aus Polyester oder als Guss sind „abstrakt geblieben, aber durch ihre schon im Passstück angelegte ‚Anpassung’ an den Menschen so konkret sinnlich, dass er sie proteushaft in alle möglichen Gestalten schlüpfen lassen konnte“ (Veit Loers, Franz West, Köln 2006, S. 29). Das Antropomorphe, Amorph-Vielgestaltige wird noch durch eine expressive Farbgebung verstärkt. Oftmals lädt West Künstlerkollegen ein, diese Bemalung vorzunehmen. Titel wie „Pleonasm“ (Häufung sinngleicher Worte), „Gussform“ oder die Nennung von Personennamen, die die Möglichkeit einer Porträthaftigkeit andeuten, verweisen auf die Fähigkeit der Skulpturen, in verschiedene Rollen zu schlüpfen.

Das amorphe, gegenstandslose Erscheinungsbild der Skulptur steht hier spielerisch im Gegensatz zu einer durch den Titel auferlegten Bedeutungsmöglichkeit. „Zwischen der betont ärmlichen, kruden und schrägen Erscheinungsform seiner Werke und der komplexen Ideenwelt des Künstlers entsteht eine merkwürdige Diskrepanz, die den Werken sichtbar als Frage anhaftet.“ (Loers, S. 10) (Sophie Cieslar)